Chris Hemsworth: "Habe das Vertrauen verloren"

Actor Chris Hemsworth poses at the 2015 G'Day USA Los Angeles Gala honoring Hemsworth with an Excellence in Film Award, at the Hollywood Palladium in Los Angeles, California
Actor Chris Hemsworth poses at the 2015 G'Day USA Los Angeles Gala honoring Hemsworth with an Excellence in Film Award, at the Hollywood Palladium in Los Angeles, CaliforniaREUTERS
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Er war Thor und der Gegner Niki Laudas. Im neuen Thriller von Michael Mann jagt Chris Hemsworth jetzt Cyber-Terroristen. Selbst habe er nur wenig Ahnung von Technologie, wie er im Interview sagt.

Dank Action- und Heldenrollen wie in „Thor“ oder als Rennfahrer James Hunt in „Rush“ konnte der Australier Chris Hemsworth in Hollywood eine rasante Karriere hinlegen. Jetzt ist der 31-Jährige in der Titelrolle des Cyber-Thrillers „Blackhat“ im Kino zu sehen, den einer der ganz Großen der Regiezunft inszeniert hat: Michael Mann.

Bisher hat man Sie eher mit Surfen am Strand in Verbindung gebracht – jetzt surfen Sie im Netz und jagen Cyber-Terroristen. Gibt Ihnen das denselben Thrill?

Chris Hemsworth: Ich finde dieses Thema hochspannend, musste mich für diese Rolle da jedoch erst einmal hineinkämpfen. Fast drei Monate habe ich Computerkurse über mich ergehen lassen und mich mit Leuten getroffen, die in dieser Welt zu Hause sind. Mit dem Leben eines Hackers war ich zuletzt sehr vertraut – obwohl mein Verstand ganz anders funktioniert als der eines Computerfreaks.

Dann ist das Internet nicht das Ihre?

Ich wünschte, etwas von dem Wissen der Hacker, denen ich begegnet bin, wäre mir geblieben. Aber leider ist das nicht der Fall. Das ist eine Welt für sich, sie sprechen eine ganz andere Sprache als wir. In das alles bin ich für die Zeit des Films eingetaucht und habe es anschließend leichten Herzens wieder hinter mir gelassen. Mein Verstand funktioniert einfach anders. Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, in der ich im Mathematikunterricht saß. Sie gehört nicht zu meinen Lieblingserinnerungen.

Warum kam Michael Mann auf Sie?

Er hat „Rush“ gesehen und wohl sofort an mich gedacht, als es um die Besetzung von „Blackhat“ ging. Ich war damals in Costa Rica, also hat er mich dort besucht, um mit mir über die Rolle zu reden. Das war schon cool: mit Michael Mann irgendwo in Costa Rica in einer Bar zu sitzen und sich über sein Projekt zu unterhalten.

Unsere Identität wird durch die zunehmende Technologisierung immer verletzlicher. Beunruhigt Sie das?

Es hat mich schon leicht paranoid gemacht, als die Experten mir detailliert erklärt haben, welches Ausmaß das bereits angenommen hat. Danach habe ich mir gründlich überlegt, wo und wie ich meine Dateien am sichersten speichere. Wobei die Passwörter, die ich mir so umständlich ausgedacht habe, die Experten eher amüsiert haben. Sie meinten, sie könnten sie in nur wenigen Sekunden knacken. Wir werden diesem Problem nicht so einfach entkommen, es nimmt mittlerweile einen so wesentlichen Teil unserer Realität ein. Aber daher fand ich „Blackhat“ und seine Fragen auch so faszinierend.

Was halten Sie von Edward Snowden?

Ich bin sicher nicht ausreichend informiert, um zu beurteilen, ob dieses extreme Anhäufen an Daten aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Ich will mich nicht herausreden. Aber ich fühle mich wirklich nicht in der Lage, hierzu guten Gewissens Stellung zu beziehen. Es kursieren so kontroverse Einschätzungen seiner Person, dass es mir schwerfällt zu entscheiden, was davon am ehesten zutrifft.

Können Sie die Gefahren der digitalen Welt nach „Blackhat“ nun besser einschätzen?

Ich mache mir viel bewusster Gedanken, welche Informationen zu meiner Person ich ins Netz stelle. Ehrlich gesagt haben die Gespräche mit den Experten dazu geführt, dass ich das Vertrauen in jegliche Sicherheitssysteme verloren habe. Man müsste schon Millionen investieren, um den Zugang zu persönlichen Daten wirklich unmöglich zu machen. Sogar die New Yorker Börse, die angeblich absolut angriffssicher sein soll, könnte vielleicht geknackt werden.

Sie spielen derzeit eine Hauptrolle nach der anderen – wissen Sie überhaupt noch, wo Sie morgens aufwachen?

Es stimmt, jeder Dreh in den vergangenen zwei Jahren hat in einem anderen Land stattgefunden. Insofern bin ich in letzter Zeit viel unterwegs gewesen, zuletzt in Australien, davor in Kalifornien.

Ihre Tochter wird im Mai drei, Ihre Zwillingsjungs Ende März ein Jahr alt. Sie mussten schnell in die Vaterrolle hineinwachsen.

Aber es ging mir noch nie so gut. Ich wollte ja auch unbedingt immer Kinder haben, das fand ich schon bei meinem älteren Bruder, Luke, so toll. Du unternimmst viel mehr, alles macht noch mehr Spaß als früher. Es dreht sich nicht mehr alles nur noch um dich. Das empfinde ich als sehr erfrischend.

Steckbrief

Chris Hemsworth (geb. 1983 in Melbourne) wurde in der Rolle des Thor bekannt (2010) und spielte Niki Laudas Gegenspieler James Hunt in „Rush“ (2013).

Aktuell ist er in der Rolle des Hackers Nicholas Hathaway in Michael Manns „Blackhat“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2015)

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