Ein Mann zu viel an der Telekom-Spitze

AUT, Telekom Austria, Halbjahresergebnis 2014
AUT, Telekom Austria, Halbjahresergebnis 2014(c) Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com (Michael Gruber)
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"Presse"-exklusiv. America Movil installiert mit Alejandro Plater einen neuen Vorstand. Im Syndikatsvertrag sind aber nur drei Vorstände vorgesehen: Günther Ottendorfer muss daher gehen.

Wien. Eine Milliarde Euro hat die Kapitalerhöhung im vorigen November in die Kassen der Telekom Austria gespült. Den Großteil davon ließ die America Movil von Multimilliardär Carlos Slim springen. Das Geld will der Mehrheitseigentümer auch gut angelegt sehen, weshalb die Mexikaner Kontrolle und Druck bei der Telekom erhöhen. Das Ziel, den Konzern nach dem abschreibungsbedingten Verlust im Vorjahr wieder auf Gewinn- und Wachstumskurs zu trimmen, schlägt sich daher nun auch in der Personalpolitik nieder: America Movil installiert einen neuen Vorstand. Er heißt Alejandro Plater, kommt aus Argentinien und war viele Jahre Topmanager bei Ericsson für Lateinamerika.

Platers Kür ist zentrales Thema in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 4. März, wie die "Presse" erfuhr. Wahrscheinlich wird er da auch schon gekürt. "Vorstandsangelegenheiten" stehen jedenfalls auf der Tagesordnung.

Die Personalrochade wird allerdings von heftigen Dissonanzen begleitet. Dabei wird nicht die Kompetenz von Plater, der künftig als Chief Operations Officer alle operativen Abläufe im Telekom-Konzern kontrollieren soll, angezweifelt. Plater gilt in der Telekomindustrie als unumstrittener Fachmann und genießt auch die Unterstützung von Ronny Pecik, der im Telekom-Aufsichtsrat ein Schwergewicht bildet.

1:2 für Österreich

Es geht freilich auch nicht darum, dass ein Konzern von der Größe der Telekom einen vierten Vorstand vertragen würde. Vielmehr „darf“ die Telekom keinen vierten Vorstand haben. Der Hintergrund: Im Syndikatsvertrag, der im Vorjahr zwischen der America Movil (Amex) und der Staatsholding ÖIAG (jetzt ÖBIB) als zweitgrößtem Aktionär geschlossen worden ist, sind nur drei Konzern-Vorstände verankert. Zwei stehen den Mexikanern zu, einer – der Vorstandsvorsitzende – den Österreichern.

Dieser Dreier-Vorstand besteht derzeit aus Konzernchef Hannes Ametsreiter, Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer und Technik-Vorstand Günther Ottendorfer. Mayrhofer, dessen Vertrag demnächst zur Verlängerung ansteht, wurde im Juni 2014 auf ein Jahr bestellt – als Kandidat der Amex. Ametsreiter sitzt auf einem rot-weiß-roten Ticket. So weit so gut. Gar nicht gut ist hingegen, dass auch Ottendorfer als Kandidat der Österreicher gilt. Er war bei seiner Bestellung im April 2013 der Wunschkandidat von Noch-Staatsholding-Chef Rudolf Kemler und wurde von diesem ausgesucht.

Wie auch immer das Problem nun gelöst wird – Ottendorfer scheint die rote Karte sicher. Denn eine Änderung des Syndikatsvertrags auf eine Vierer-Spitze ist äußerst unwahrscheinlich: Zum einen, weil sich die Staatsholding gerade im Transformationsprozess zur ÖBIB befindet und man bestehende Pakte nicht anrühren möchte. Zum anderen, weil die Mexikaner darauf bestehen, dass sich ihre Beteiligung von 60 Prozent in der Führungscrew widerspiegelt.

Dem Vernehmen nach sollen Ottendorfer gleich mehrere Möglichkeiten für einen Verbleib im Konzern angeboten worden sein, ohne Gehaltseinbußen – allerdings in der zweiten Reihe. Das dürfte für einen Manager, der untadelige Arbeit geleistet hat, wie allgemein im Unternehmen betont wird, allerdings eine wenig honorige Perspektive sein. Die wahrscheinliche Alternative ist, dass er den Konzern verlässt und ihm sein Vertrag ausgezahlt wird. Ottendorfers Vertrag läuft noch bis September 2016.

Technik-Knowhow gefragt

Für die Telekom ist die ganze Sache jedenfalls mehr als unangenehm, weil gerade Ottendorfer, der viele Jahre bei T-Mobile und zuletzt bei Optus Networks in Australien arbeitete, den geforderten internationalen Background und Erfahrung im Zukunftstechnologien mitbrachte. Schließlich treibt die Telekom gerade mit Investitionen von rund einer halben Milliarde Euro den Ausbau ihres Glasfasernetzes voran, mit dem Breitband-Internet landesweit installiert werden soll. Mit dem Abgang von Ottendorfer fehlt der lange gesuchte und dringend gebrauchte Techniker.

Weder Ottendorfer noch der Konzern wollte eine Stellungnahme abgeben.

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