Thailand: Bangkok verbietet das Geschäft mit Leihmüttern

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Künftig dürfen Thailänderinnen keine Babys mehr für ausländische oder homosexuelle Paare austragen. Nach einer Reihe von Skandalen will das südostasiatische Land dem Fortpflanzungstourismus einen Riegel vorschieben.

Bangkok. Die kommerzielle Leihmutterschaft für Ausländer wird in Thailand künftig verboten sein. Die vom Militär eingesetzte Nationalversammlung in Bangkok hat am Freitag ein neues Gesetz beschlossen, das auch den Einsatz von Vermittlern und jegliche Werbung für Frauen, die bereit sind, fremde Kinder auszutragen, verbietet. Thailand regiert damit auf eine Reihe von Skandalen, die im vergangenen Jahr ein Schlaglicht auf das weitgehend unregulierte Geschäft mit Leihmüttern geworfen haben.

Laut diesem Gesetz dürfen nur noch thailändische Paare oder Paare, bei denen ein Partner thailändisch ist und die mindestens drei Jahre lang verheiratet waren, Leihmütter in Anspruch nehmen. Diese müssen mindestens 25Jahre alt sein. Für homosexuelle Paare wird der Einsatz einer Leihmutter verboten. Wer dennoch versucht, rechtswidrig eine Leihmutter anzuheuern, könnte zukünftig mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.

Der Fall des Babys Gammy hat vergangenes Jahr für einen Aufschrei gesorgt. Eine thailändische Leihmutter hatte ihn und eine Zwillingsschwester für ein australisches Paar ausgetragen. Eine chaotische Folge von Vorwürfen und Gegenvorwürfen folgte: Die thailändische Leihmutter gab an, die leiblichen Eltern hätten den Jungen bei ihr gelassen, da er Trisomie21 hatte und herzkrank war. Die Eltern, die zu diesem Zeitpunkt wieder in Australien waren, bestritten diesen Vorwurf. Sie sagten, die Leihmutter habe sich geweigert, den Jungen zu übergeben, und habe damit gedroht, auch das Mädchen zu behalten. Dies räumte die Leihmutter anschließend ein. Eine Spendenkampagne für den Jungen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 250.000 US-Dollar eingebracht. Später wurde zudem bekannt, dass Gammys leiblicher Vater ein vorbestrafter Pädophiler war. Die Behörden in Australien schalteten sich ein.

Razzien in Babykliniken

Kurz darauf sorgte ein weiterer Skandal für Schlagzeilen. Es wurde bekannt, dass ein 23-jähriger Japaner mithilfe von Leihmüttern mindestens 16 Kinder gezeugt hatte. Einige dieser Kinder hatte er bereits ins Ausland gebracht, die meisten von ihnen lebten mit ihren Leihmüttern in Thailand.

Die thailändischen Behörden, die häufig hart durchgreifen, wenn sie das angeblich gute Ansehen des Landes im Ausland gefährdet sehen, führten daraufhin Razzien in Dutzenden von Kliniken in Bangkok durch und untersagten die Ausreise von Babys, die von Leihmüttern auf die Welt gebracht worden waren. Hunderte Paare aus dem Ausland saßen mit ihren Kindern in Thailand fest. Nach einer Intervention durch die australische Regierung erlaubten es die thailändischen Behörden mehr als 200australischen Paaren, mit ihren Kindern auszureisen.

Thailand hat beinahe fünf Jahre lang an einem Gesetz gearbeitet, das die kommerzielle Leihmutterschaft reguliert. Doch die anhaltende politische Krise hat mehrfach zu Verzögerungen geführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2015)

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