Das Höchstgebot für das Kerngeschäft in Österreich, Tschechien und der Slowakei zieht. Auch 2014 war das Eigenkapital negativ.
Wien. Der 25.April 2014 war ein schwarzer Tag für Karlheinz Essl. Da musste der Gründer der angeschlagenen Heimwerkerkette Baumax den Gläubigerbanken, die das Unternehmen mit 9000 Beschäftigten mittels eines Stillhalteabkommens bis September 2016 auf Kurs halten, eine Verwertungsvollmacht geben. Ein Jahr später ist es so weit: Der Zeitplan der 35 Gläubigerbanken, Leasing- und Immobilienfirmen sowie Kreditversicherer, die sich am Donnerstagabend zu einem Informationsaustausch trafen, sieht den Eigentümerwechsel im zweiten Quartal vor. Das erfuhr „Die Presse“ aus Gläubigerkreisen.
Zur Disposition steht das „Kerngeschäft“: Österreich und die Tochterfirmen in Tschechien und der Slowakei. Diese drei Länder, in denen Baumax 70 Prozent des Umsatzes macht, wollte Essl auf jeden Fall behalten. Die Banken drängen jedoch auf den Komplettausstieg, weil der mit ihnen vereinbarte Rückzug aus Teilmärkten für einen Turnaround und den Schuldenabbau offenbar nicht ausreicht. Die Verbindlichkeiten machten laut Bilanz 2013 rund 500 Mio. Euro aus. Durch den bereits erfolgten Ausstieg in Osteuropa wurden sie reduziert – die Höhe ist nicht bekannt. Im Vorjahr wurden die Töchter in Rumänien, Bulgarien und Ungarn abgestoßen. In der Türkei wurden die Filialen geschlossen. Die kroatische Firma ist in einem Insolvenzverfahren.
Alles verpfändet
Baumax geriet infolge der Wirtschaftskrise, die die osteuropäischen Länder besonders hart traf, in die Bredouille. Ende 2012 musste daher mit den Geldgebern ein Stillhalteabkommen geschlossen werden. Als Baumax die vereinbarten Ziele verfehlte, wurde der Pakt bis 2016 verlängert. Essl musste schon 2012 den Konzern, die Liegenschaften und die Marke Baumax an die Banken verpfänden.
Für den Verkauf des Kerngeschäfts werden jetzt mehrere Varianten geprüft: ein Verkauf der drei Firmen einzeln oder im Paket, inklusive Liegenschaften oder gesondert. Es geht vorrangig um die Frage: Bei welchem der vorliegenden – und noch kommenden – Angebote ist der höchste Erlös zu lukrieren? Im Rennen sollen nach wie vor die französische Adeo-Gruppe, die bereits die rumänischen Baumax-Märkte übernommen hat, die britische Kingfisher-Gruppe sowie der deutsche Obi sein. Letzterer ist allerdings schon in Österreich tätig.
Eine wichtige Voraussetzung für den Eigentümerwechsel ist die Bilanz 2014, an der gerade gearbeitet wird. Das Zahlenwerk, das im April vorliegen soll, dürfte keine großen Überraschungen bringen: Der Umsatz dürfte unter Plan liegen, der ein Wachstum vorsah. Ob Baumax das Ergebnis in die schwarzen Zahlen drehen konnte, hängt von den Erlösen aus dem Verkauf der Töchter ab. 2013 gab es einen Verlust von rund 150 Mio. Euro. Involvierte gehen jedenfalls davon aus, dass das Eigenkapital auch im Vorjahr negativ geblieben ist. Das wäre für einen Käufer sogar gut, er könnte die Verlustvorträge realisieren.
Baumax-Sprecherin Monika Voglgruber kommentiert den Verkauf nicht. „Wir sind in Restrukturierung und dabei auf gutem Weg und bis Herbst 2016 ausfinanziert“, sagte sie am Freitag zur „Presse“. Was danach komme, werde man sehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2015)