Türkei evakuiert Wachmannschaft aus Syrien

Symbolbild zur türkischen Armee
Symbolbild zur türkischen ArmeeReuters
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600 türkische Elitesoldaten haben in der Nacht auf Sonntag 40 Wachmänner eines osmanischen Grabs aus einer von der Jihadistengruppe "IS" belagerten Exklave in Syrien befreit.

Türkische Soldaten haben in der Nacht auf Sonntag die Wachmannschaft eines osmanischen Grabes aus Syrien in Sicherheit gebracht. Die rund 40 Soldaten, die das Grabmal von Suleiman Shah auf einer Halbinsel am Euphrat bewacht hatten, seien zurück in die Türkei gebracht worden, sagte Premier Davutoglu in Ankara. Ein Soldat starb laut dem Generalstab allerdings bei einem Unfall während der Evakuierung. Die Türkei betrachtet das Gelände um das Mausoleum als ihr Hoheitsgebiet.

Die Regierung in Damaskus verurteilte den Militäreinsatz in Nordsyrien scharf. Das Eindringen der türkischen Truppen sei eine "offenkundige Aggression", zitierte die Nachrichtenagentur SANA am Sonntag das syrische Außenministerium.

Die Türkei schickte knapp 600 Elitesoldaten in die von der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) belagerte Exklave in das Nachbarland Syrien. Auch 39 Panzer und 100 weitere gepanzerte Fahrzeuge seien im Einsatz gewesen, sagte Davutoglu. Dieser sei mit "potenziell erheblichen Risiken" verbunden gewesen, habe aber einen "guten Verlauf" genommen.

Keine Zusammenstoß mit dem IS

Zusammenstöße mit der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gab es Davutoglus Worten zufolge nicht. Jedoch sei ein Soldat bei einem Unfall ums Leben gekommen. Die syrische Regierung warf der Türkei eine "unverhohlene Aggression" vor.

Durch den Einsatz seien 38 Soldaten wohlbehalten zurück in die Türkei gebracht worden, sagte Davutoglu auf einer Pressekonferenz in Ankara. Sie hatten in Syrien das Grabmal von Suleyman Shah bewacht, der als Großvater des Gründers des Osmanischen Reiches gilt. Das Mausoleum wurde nach früheren Angaben der türkischen Regierung von IS-Kämpfern bedroht.

Mausoleum auf türkischem Hoheitsgebiet

Die Grabstätte des Großvaters von Osman I., dem Begründer des Osmanischen Reiches, liegt rund 25 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Die Gegend ist gemäß einem Abkommen aus dem Jahr 1921 türkisches Territorium und wurde von der Gruppe türkischer Soldaten bewacht.

Davutoglu sagte, "die Reliquien" aus der Grabstätte seien vorübergehend in die Türkei gebracht worden und sollten in den kommenden Tagen an einem abgesicherten Ort in Syrien beigesetzt werden.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Soldaten dort die türkische Flagge hissten. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, sie werde nun an diesem "neuen Ort" wehen, "um die Erinnerung an unsere Vorfahren zu bewahren".

Das syrische Außenministerium verurteilte den Einsatz. "Die Türkei begnügt sich nicht damit, den Banden des Islamischen Staats, der Al-Nusra-Front und anderen Terrorgruppen wie Al-Kaida jede mögliche Form der Unterstützung zu gewähren, sondern hat nun auch in der Früh eine unverhohlene Aggression gegen syrisches Gebiet geführt", erklärte das Ministerium. Das syrische Konsulat sei zwar am Vorabend informiert worden, doch habe Ankara eine Zustimmung Syriens nicht abgewartet.

Ankara hatte bereits wiederholt gewarnt, dass das Mausoleum türkisches Hoheitsgebiet sei und die Armee bei Gefahr eingreifen werde. Die Türkei betonte aber auch, das Grabmal selbst sei von den Jihadisten nicht besetzt worden. Große Gebiete im Norden und Osten Syriens stehen seit Monaten unter Kontrolle der IS-Miliz, die im syrischen Bürgerkrieg gegen andere Rebellengruppen und die Regierungstruppen kämpft. Der IS und andere Extremistengruppen lehnen die Verehrung von Gräbern als Götzendienst ab. Sie haben bereits eine Reihe von Gräbern und Moscheen in Syrien zerstört.

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf den syrischen Regierungstruppen unterdessen am Samstag vor, ein "Massaker" angerichtet und mindestens 48 Rebellen und Zivilisten erschossen zu haben. Nach der Einnahme der Ortschaft Raitan in der Provinz Aleppo hätten Soldaten am Dienstag 13 Rebellen und ihre Familienangehörigen getötet, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdul Rahman. Unter den Todesopfern seien auch zehn Kinder und fünf Frauen. Die Armee widersprach den Angaben.

Vier weitere Tote gab es am Samstag bei einem Anschlag in der Heimatstadt von Präsident Bashar al-Assad im Westen Syriens. Ein Selbstmordattentäter habe vor einer Klinik in Qardaha einen Krankenwagen in die Luft gejagt, teilte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit. Deren Angaben können von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden.

(APA/dpa/AFP)

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