Tschechien gedenkt Opfern nach Amoklauf in Uhersky Brod

Der 62-jährige Täter rief vor dem Blutbad beim Privatfensehen an:
Der 62-jährige Täter rief vor dem Blutbad beim Privatfensehen an: "Ich habe mit Leuten Probleme, die keiner löst, also kläre ich das selbst."(c) REUTERS (RADOVAN STOKLASA)
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Mittwochvormittag fand vor dem Restaurant, in dem ein Amokläufer am Dienstag acht Menschen erschossen hat, ein Gedenkakt statt. Details zum Täter wurden über Nacht bekannt.

Mit einer bewegenden Trauerfeier ist in Tschechien am Mittwoch der acht Todesopfer des Amokläufers gedacht worden. Hunderte Trauernde verharrten in stillem Gedenken vor dem Restaurant "Druzba" in Uhersky Brod, rund 250 Kilometer südöstlich von Prag. Sie zündeten Kerzen an. Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anrainerin. "Wir stehen alle unter Schock", sagte Bürgermeister Patrik Kuncar.

Der Amokläufer hatte am Dienstag mit zwei Waffen wahllos auf die Gäste des Restaurants im Zentrum der Kleinstadt geschossen. Unter den Getöteten sind nach Angaben der Polizei eine 43 Jahre alte Frau und sieben Männer im Alter zwischen 27 und 66 Jahren. Eine 37-jährige Frau habe den Angriff mit Schussverletzungen überlebt, erklärte der Sprecher. Anschließend soll der Täter sich selbst getötet haben. Ersten Ermittlungen zufolge handelt es sich um einen 62-jährigen, arbeitslosen, nicht vorbestraften Elektriker. 

Arbeitsloser Elektriker, verwirrte Ehefrau

Nach dem Amoklauf begaben sich die Ermittler zum Haus des Täters. Es dauerte offenbar drei Stunden lang, bis sich die Polizisten Zutritt verschaffen konnte. Gegen 23.30 Uhr betraten sie die verwahrloste Wohnung, heißt es auf "Spiegel Online". Die verwirrte Ehefrau des Mannes hatte sich dort verbarrikadiert und wusste angeblich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Überfall auf das Restaurant und dem Tod ihres Mannes. Sie sei zu einem Krankenwagen geführt und weggebracht worden. Die Polizei wollte die Wohnung nach möglichen weiteren Waffen durchsuchen.

Die Frau galt laut dem Internetportal "Lidovky" in der Nachbarschaft als "psychisch labil" und soll öfter durch Lärm, Geschrei und Beleidigungen aufgefallen sein. Das Paar soll einen Sohn gehabt haben. "Jeder hat damit gerechnet, dass hier mal etwas passiert. Es war ein Irrenhaus", so ein Nachbar. 

(c) APA

Motiv unklar

Der tschechische Privatsender Prima bestätigte, dass der mutmaßliche Täter vor dem Amoklauf angerufen habe. Er habe gesagt, er fühle sich schikaniert und werde die Sache "in die eigenen Hände nehmen". Der Mitarbeiter habe demnach sofort die Polizei von dem Telefonat verständigt, sagte Prima-Sprecherin Marie Fianova. Eine Sondereinheit der Polizei sei am Tatort eingetroffen, aber selbst unter Beschuss geraten, teilte das Innenministerium mit.

Das Motiv für die Tat ist bisher nicht bekannt. "Es ist ein Geheimnis, warum er sich gerade diese Gaststätte ausgesucht hat", sagte Staatsanwalt Roman Kafka dem Sender CT über den Täter. Der 62-Jährige habe Menschen ermordet, die mit seinen persönlichen Problemen nichts zu tun gehabt hätten.

Gibt es zu viele Waffenbesitzer?

Der Schütze besaß einen Waffenschein. Vor dem Hintergrund des Amoklaufs stelle sich die Frage, ob es nicht zu viele Waffenschein-Besitzer in Tschechien gebe, sagte Innenminister Milan Chovanec im Fernsehsender Prima. Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der in Tschechien legal gehaltenen Handfeuerwaffen rund 760.000. Das Land hat knapp zehneinhalb Millionen Einwohner.

Die südmährische Stadt Uhersky Brod hat etwa 17.000 Einwohner. Sie liegt am Fluss Olsawa unweit der Grenze zur Slowakei, rund 250 Kilometer südöstlich von Prag.

(APA/dpa/Red.)

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