Causa Meinl: „Julius Meinl hat immer gute Ideen“

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Bei der Meinl Bank weist man alle Vorwürfe zurück, MEL-Anleger geschädigt zu haben. Einige Privatkunden zogen dieser Tage aber ihr Geld ab. Für den steilen Absturz der MEL dürften auch Turbo-Zertifikate verantwortlich gewesen sein.

Wien (b.l.). Nachdem der Aufsichtsratspräsident der Meinl Bank, Julius Meinl V., in der Vorwoche vorübergehend festgenommen und gegen eine Kaution von 100 Mio. Euro wieder freigelassen worden war, sind einige Kunden der Bank nervös geworden. In den vergangenen Tagen habe es geringe Geldabflüsse gegeben, räumte Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl ein. Die Bank, die ein Vermögen von 2,5 Mrd. Euro verwaltet und eine Eigenkapitalquote von 42 Prozent hat, stehe aber gut da, betonte Weinzierl. Auch er steht im Visier der Justiz. Auch gegen ihn wird wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue ermittelt, auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Am Dienstag lud Weinzierl zu einer Pressekonferenz und wies erneut zurück, dass die Meinl Bank Anleger der Meinl European Land (MEL, heute Atrium), Meinl Airports International (heute AI) und Meinl International Power (heute PI) geschädigt habe. Weder die Intransparenz noch die Gebühren, die die Bank für das Management der Gesellschaften kassiert hatte, seien höher gewesen als bei anderen Unternehmen.

MEL-Anleger verloren viel Geld

Viele Anleger, die mit diesen Papieren viel Geld verloren haben, dürften Kosten und Nutzen des damaligen Managements heute anders beurteilen. Der steile Absturz des MEL-Kurses hatte im Sommer 2007 begonnen, als bekannt wurde, dass das Unternehmen heimlich eigene Zertifikate zurückgekauft hatte. Vor dem Bekanntwerden der Rückkäufe kostete das MEL-Zertifikat 21,33 Euro. Heute wird das Papier der Atrium um 2,57 Euro gehandelt. Bei der Meinl Bank bestreitet man, dass der Rückkauf von Zertifikaten die Ursache für den Kursabsturz war.

Aktionären anderer Gesellschaften sei es kaum besser ergangen: Die Aktie der CA Immo gab von ihrem Höchststand (24,90Euro) auf heute 3,72 Euro nach. Für den steilen Absturz der MEL dürften auch Turbozertifikate verantwortlich gewesen sein, mutmaßt Weinzierl. Der Finanzmarktaufsicht (FMA) sei zudem bekannt gewesen, dass die MEL das Recht hatte, unbegrenzt eigene Zertifikate zu kaufen. Weinzierl legte einen mit dem Stempel der FMA versehenen Börseprospekt vom Februar 2006 vor.

Doch war primär kritisiert worden, dass die MEL den bereits erfolgten Rückkauf spät und noch dazu missverständlich in einer Ad-hoc-Aussendung bekannt gegeben habe. Mit dieser Aussendung habe die Meinl Bank nichts zu tun gehabt, verteidigte sich Weinzierl. Er habe die Mitteilung der MEL aber als „korrekt“ empfunden. Schließlich räumte er doch ein: „Was besser zu machen gewesen wäre, ist die Kommunikation.“ Anleger will man aber nicht geschädigt haben. Im Gegenteil: Die Ausgabe von „partly paid shares“ sei im Interesse der Anleger erfolgt, um eine Übernahme zu vermeiden.

Inzwischen kümmern sich andere Manager um das Interesse der Atrium-Anleger. Die Anteile an den Managementgesellschaften von PI und AI sind in der Bilanz der Meinl Bank auf null abgeschrieben. Auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat jüngst, wie berichtet, angekündigt, sich aus der PI-Gesellschaft zurückzuziehen.

Julius Meinl V. bleibt Aufsichtsratschef

Julius Meinl wird vorerst Aufsichtsratschef der Meinl Bank bleiben, auch wenn er derzeit „eine Spur weniger aktiv“ sei. Er habe immer gute Ideen, betonte Weinzierl. Die Kaution von 100 Mio. Euro stamme übrigens nicht von der Meinl Bank.

AUF EINEN BLICK

Bei der Meinl Bank haben einige Kunden nach den jüngsten Ereignissen um Julius Meinl V. ihr Geld abgezogen. Vorstand Peter Weinzierl, selbst im Visier der Justiz, beschwichtigt nun: Man stehe gut da. Auch früher, als man MEL, MIP und MAI managte, habe man keine Anleger geschädigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2009)

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