Teuerung: Österreich hat eine „Mini-Deflation“

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Der im sogenannten Mini-Warenkorb zusammengefasste wöchentliche Einkauf war auch im Februar deflationär. Grund dafür sind aber nur die anhaltend niedrigen Treibstoffpreise.

Wien. 1,08 Euro zahlte man laut Spritpreisrechner der E-Control am Dienstag, bei den günstigsten Tankstellen für einen Liter Diesel. Damit liegt dieser Preis um mehr als 20 Cent je Liter unter dem Durchschnittswert des Vorjahrs. 2014 mussten über den Jahresverlauf gesehen knapp 1,3 Euro je Liter Diesel bezahlt werden.

Dieses kleine Beispiel zeigt, warum die Inflation in Österreich im Februar erneut nur gering ausgefallen ist. Laut den von der Statistik Austria am Dienstag veröffentlichten Daten lag der wöchentliche Einkauf mit - 1,8 Prozent sogar neuerlich im negativen Bereich. Basis für diese Berechnung ist der sogenannte Mini-Warenkorb, in dem Treibstoffe eine wichtigere Rolle als im großen Warenkorb spielen. Diese „Mini-Deflation“ ging gegenüber dem Jänner allerdings bereits wieder zurück. Damals sanken die Preise im Jahresvergleich noch um 2,2 Prozent.

Aber auch die „echte“ Inflation lag hierzulande bereits zum zweiten Mal unter einem Prozent. Sie betrug im Februar im Jahresvergleich nur plus 0,8 Prozent. Seit Dezember ist sie von ihrem im Vorjahr noch konstant zwischen 1,6 und 1,9 Prozent pendelnden Niveau richtiggehend abgestürzt (siehe Grafik). Seit damals fiel auch der Ölpreis von seinem langjährigen Wert um rund 100 Dollar je Fass (zu 159 Liter) auf zuletzt 60 Dollar je Barrel. Und es sind auch nur die Preise für Brennstoffe auf Ölbasis, die zu dem Rückgang bei der heimischen Teuerung geführt haben, so die Statistiker weiter. Denn ohne diesen Effekt hätte die Inflation in Österreich auch im Februar 1,6 Prozent betragen.

Außer bei Sprit deutliches Plus

Bei anderen Warengruppen gab es nämlich auch im Februar kräftige Preissteigerungen. Hauptpreistreiber war dabei laut Statistik Austria die Ausgabengruppe Freizeit und Kultur, in der sich die Preise im Schnitt um 2,9 Prozent verteuerten. Vor allem Pauschalreisen (plus 7,9 Prozent) waren dafür verantwortlich. Aber auch Bücher, Zeitungen und Schreibwaren kosteten um 3,9 Prozent mehr. Ebenfalls deutliche Preisanstiege gab es bei Restaurants und Hotels mit einem durchschnittlichen Zuwachs um 2,3 Prozent sowie Alkoholische Getränke und Tabak mit einem Plus von 4,8 Prozent (aufgrund der geringeren Gewichtung war diese Gruppe jedoch nicht der Hauptpreistreiber).

Wesentlich geringer fielen die Steigerungen bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken aus, die für die meisten Österreicher wohl am wichtigste Gruppe. Dort lag der durchschnittliche Zuwachs bei 0,6 Prozent – wirkliche Ausreißer gab es nur bei Brot und Fleisch. Ersteres wurde um 2,1 Prozent teurer, Letzteres gar um 0,3 Prozent billiger gegenüber dem Februar 2014.

Im EU-Vergleich sehr hoch

Im Europa-Vergleich zählt Österreich aber trotz der für heimische Verhältnisse niedrigen Werte weiterhin zu den Spitzenreitern. Auf EU-Ebene wird der sogenannte harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) verglichen, der für Österreich 0,5 Prozent beträgt (Grund für den Unterschied zur Inflationsrate sind andere Gewichtungen). Damit liegt Österreich nach Schweden (0,7 Prozent) und Malta (0,6 Prozent) an dritter Stelle innerhalb der Union.

Dies ist vor allem deshalb bedenklich, da die heimische Wirtschaft wesentlich schwächer wächst als der Großteil der anderen EU-Länder. So verzeichnete etwa Deutschland, dessen Wachstumsprognose für heuer gut das Dreifache jener Österreichs entspricht, im Februar eine Inflationsrate (HVPI) von minus 0,1 Prozent. Dies sorgt auch bei den heimischen Ökonomen zunehmend für Sorgen: Da die Teuerung durch nominelle Lohnsteigerungen ausgeglichen wird, stehe nämlich die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs auf dem Spiel, wenn die Inflationsrate noch für längere Zeit deutlich über dem EU-Schnitt liege, hieß es erst zu Wochenbeginn bei der Präsentation der Frühjahrsprognosen von Wifo und IHS.

Außerdem dürfte die Inflationsrate spätestens im Herbst wieder sprunghaft nach oben steigen. Dann wird der Effekt der Ölpreissenkung, der ja immer im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ermittelt wird, egalisiert. Kommt es dann auch zu einem langsamen Anspringen der Wirtschaft und somit der allgemeinen Nachfrage, könnte die Teuerung hierzulande auch wieder schnell über die Zwei-Prozent-Grenze springen.

Auf einen Blick

Die Inflationsrate betrug in Österreich im Februar 0,8 Prozent (im Vergleich mit dem Februar 2014). Grund dafür waren die anhaltend niedrigen Energiepreise. Ohne diesen Effekt wäre die Inflation laut Statistik Austria bei 1,6 Prozent gelegen. Die Energiepreise führten auch dazu, dass der Mini-Warenkorb des wöchentlichen Einkaufs mit - 1,8 Prozent im negativen Bereich lag. Im EU-Vergleich sind die Werte trotzdem hoch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2015)

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