Vonn siegte bei der letzten Abfahrt der Saison und krönte ihren Comeback-Winter mit historischem Abfahrtskristall. Fenninger kann sich heute revanchieren. Im Gesamtweltcup führt sie nur noch mit zwölf Punkten.
Meribel. Lindsey Vonn wurde ihrem Ruf als beste Speed-Läuferin der Gegenwart gerecht. Die US-Amerikanerin gewann die Abfahrt beim Weltcupfinale in Méribel und sicherte sich mit ihrem vierten Saisonsieg die Disziplinenwertung. Es ist ihre siebente Abfahrtskugel, damit egalisierte die 30-Jährige einen weiteren Rekord von Annemarie Moser-Pröll. Vonn wehrte den Angriff von Anna Fenninger, der Zweitplatzierten in der Abfahrtswertung, souverän ab und siegte am Ende klar mit 103 Zählern Vorsprung, auch weil es für Fenninger nur zum achten Rang reichte. „Es war keine Abfahrt, die mir liegt. Es ist sehr schwierig auf Zug zu kommen, deshalb war meine Leistung nicht so schlecht“, meinte die Salzburgerin, deren Podestserie nach knapp zwei Monaten gerissen ist.
Im Abfahrtsduell mit Fenninger war die Amerikanerin ohnehin zu favorisieren: Sie lag in der Disziplinenwertung 35 Punkte voran, hatte bereits in der Vorwoche in Méribel trainiert und konnte im Gegensatz zu Fenninger beide Trainingsläufe absolvieren. „Nach zwei Jahren mit fast keinem Rennen und zwei großen Operationen zurück zu sein – das ist der perfekte Schluss, es bedeutet sehr viel für mich“, sagte Vonn nach dem Gewinn ihrer insgesamt 18. Kristallkugel (14 kleine und vier große). Ihr neu angeschaffter Trophäenkasten soll nun weiter aufgefüllt werden. „Ich habe Platz für 23“, erzählte Vonn lachend.
Heute hat sie im Super-G die Chance auf eine weitere Kugel. Dort hat Anna Fenninger allerdings bessere Chancen als in der Abfahrt, ihr Rückstand auf die führende Vonn beträgt nur acht Punkte. „Ich glaube schon, dass die Chancen für mich da größer sind. Im Super-G bin ich viel konstanter. Es kommt aber auch auf die Kurssetzung an“, glaubt Fenninger. Nach der Schrecksekunde beim Einfahren für das zweite Abfahrtstraining, als sie einen Stich im linken Knie gespürt hat, fühlt sie sich jedenfalls sehr fit. „Kurzfristig war es ein Schock, es hat sich aber sehr gut entwickelt.“
Im Gesamtweltcup machte Tina Maze mit einem vierten Platz in der Abfahrt etwas Boden auf Fenninger gut. Ihr Rückstand beträgt nur noch zwölf Punkte. Fenninger erwartet aber ohnehin ein Zittern bis zum Schluss: „Ich denke sowieso, dass es erst im letzten Rennen entschieden wird.“
Görgl und Hosp auf Podest
Mit Elisabeth Görgl und Nicole Hosp landeten zwei ÖSV-Läuferinnen in der letzten Abfahrt der Saison auf den Rängen zwei und drei. Görgl sagte danach, dass sie auch nächstes Jahr noch fahren will: „Es macht Spaß und ich bin motiviert. Ich möchte noch konstanter werden, dann habe ich vielleicht noch eine gute Saison.“ Für Hosp war es überhaupt der erste Weltcup-Podestplatz in der Königsdisziplin. Die Tirolerin will sich in einer Auszeit nach der Saison die Frage stellen, ob sie weitermacht: „Im Frühjahr wird mein Bauchgefühl die Entscheidung treffen.“ (ag./joe)
damenabfaHrt méribel
1. Lindsey Vonn (USA) 1:29,87 2. Elisabeth Görgl (AUT) +0,24 3. Nicole Hosp (AUT) +0,30 4. Tina Maze (SLO) +0,40 5. Elena Fanchini (ITA) +0,45 6. Carolina Ruiz Castillo (ESP) +0,73 7. Nicole Schmidhofer (AUT) +0,82 8. Anna Fenninger (AUT) +0,95 9. Lara Gut (SUI) +1,09 10. Tina Weirather (LIE) +1,11.
Abfahrtsweltcup (Endstand nach 8 Rennen): 1.Lindsey Vonn (USA) 502 Punkte 2. Anna Fenninger (AUT) 399 3. Tina Maze (SLO) 356
Gesamtweltcup (nach 29 von 32 Rennen):1. Anna Fenninger (AUT) 1373 2. Tina Maze (SLO) 1361 3. Lindsey Vonn (USA) 942
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)
