Bawag: Staatseinstieg oder interne Bad Bank

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Bawag (c) (Clemens Fabry)
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Die Bawag kämpft um frisches Kapital. Die toxischen Wertpapiere sollen in eine eigene "Bad Bank" verschoben werden. Gelingt das nicht, muss wohl der Staat den Eigentümer Cerberus freikaufen.

In der hauptsächlich dem US-Fonds Cerberus gehörenden Bawag P.S.K. wird darum gerungen, wie mit Hilfe des österreichischen Staats und mit Cerberus frisches Geld zur Eigenkapitalstärkung aufgestellt wird. Bis Anfang nächster Woche soll die Lösung stehen, hieß es am Mittwoch. Am 22. April will das Institut seine Bilanz für 2008 vorlegen, die infolge der Finanzkrise von teuren Abschreibungen auf Finanzinstrumente belastet ist.

Weil nicht nur die Konzernbilanz rot ist, sondern auch die Bank-AG nur nach Mobilisierung von Rücklagen ausgeglichen wird bilanzieren können, obliegt die Bedienung von Kapitalkosten (Ergänzungskapital) aktuell der Eigentümerholding.

Über 100 Millionen Euro Verlust

Die einstige Gewerkschaftsbank muss in ihrer Bilanz 2008 eine hohe Summe an "strukturierten Kreditprodukten" abwerten oder wertberichtigen. Das soll in der Konzernbilanz zu dreistelligen Millionenverlusten geführt haben. Um von Abwertungsverlusten entlastet zu werden und solcherart einen Bilanzsanierungsbedarf zu reduzieren, werden noch mehrere Varianten durchgerechnet. Ein Modell, das schon weit gediehen sein soll, wäre eine Art interner "Bad Bank".

Hauseigene Bad Bank

Demnach könnten die toxischen Papiere, die bereits in einer eigenen Gesellschaft geparkt sind, an die Eigentümerholding übertragen werden. Der Vorteil: Die Wertberichtigungen würden nicht mehr auf die Bankbilanz direkt durchschlagen, weil sie nicht konsolidiert werden müssten. Die Gruppe bräuchte weniger staatliche Kapitalhilfe, die Rede ist derzeit in diesem Modell von einer halben Milliarde an staatlichem PS-Kapital. Auch Cerberus würde weniger direkt einschießen müssen. Bisher war immer von einer Milliarde Euro an Staats-PS die Rede gewesen.

...oder Staatseinstieg

Geht das Modell nicht durch, wird nicht ausgeschlossen, dass der österreichische Saat weitaus stärker einspringen könnte, vor allem, wenn der US-Investor Cerberus wegen seiner anderen internationalen Baustellen in seiner finanziellen Beweglichkeit gehemmt sein könnte. Dem Vernehmen nach geht es da um 200 bis 400 Mio. Euro. Müsste der Bund Cerberus von Verpflichtungen in Österreich freikaufen, liefe das auf einen direkten Staatseinstieg bei der Bawag hinaus, heißt es, den aber alle vermeiden wollten.

Würde eine Bad-Bank-Lösung für die Abschreibungsposten goutiert, wäre dies weniger kompliziert als so manche als andere Banken-Unterstützungsaktionen, die in den vergangenen Monaten diskutiert worden seien, heißt es in informierten Kreisen. Eine tiefergehende staatliche Eigenkapitalunterstützung müsste frisch in Brüssel gemeldet werden. Und dies kurz nachdem die ursprüngliche Staatsgarantie im Zuge der letzten Auffangaktion nach dem Refco-Debakel abreifte.

(APA)

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