Auto: Paris will mehr Einfluss bei Renault

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Die französische Regierung stockt ihre Anteile an dem Autohersteller Renault um bis zu 1,23 Mrd. Euro auf. Die beiden Parteien sind schon seit Jahrzehnten eng miteinander verbunden.

Paris/Wien. Alte Liebe rostet nicht, aber manchmal schläft sie etwas ein. Wie man einer Beziehung zu neuem Schwung verhelfen kann, hat die französische Regierung am Mittwoch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie teilte mit, ihren Anteil am Autohersteller Renault auf fast 20 Prozent aufstocken zu wollen.

Für den Zukauf von knapp fünf Prozent aller Renault-Aktien ist Paris bereit, bis zu 1,23 Mrd. Euro in die Hand zu nehmen. Ziel ist, die langfristigen Interessen des Staats und dessen Einfluss zu sichern. Zumal auf der nahenden Hauptversammlung Ungemach droht.
Die Regierung führte im Vorjahr das sogenannte Florange-Gesetz ein, nachdem der Stahlkonzern Arcelor-Mittal ankündigt hatte, seine Hochöfen am Standort Florange stilllegen zu wollen.

Das Gesetz sieht für Investoren ein Doppelstimmrecht vor, solange die Aktien mindestens zwei Jahre lang gehalten und in eigenem Namen erworben werden. Aktionäre haben allerdings die Möglichkeit, die Regularien auszuhebeln, indem sie dagegen stimmen. Ein entsprechender Antrag lag nun für den 30. April vor. Um ihn zu verhindern, kaufte die Regierung kurzerhand Aktien auf.

en französische Staat und Renault verbindet eine lange und gemeinsame Geschichte. Das Unternehmen wurde 1945 verstaatlicht. Anfang der 1990er-Jahre besaß Paris nach wie vor 80 Prozent am Konzern, bis 1994 und 1996 zwei große Teilprivatisierungsschritte folgten.

Die Regierung zog sich damals auf 46 Prozent zurück – und den Zorn der linken Kräfte auf sich. Der Chef der kommunistischen Partei, Robert Hue, forderte seinerzeit, statt des Teilrückzuges den Staatsbetrieb zu stärken. Die Gewerkschaft kündigte Proteste an.

Das alles ist zwar Geschichte, doch die Regierung war bis zuletzt mit 15 Prozent an dem Autohersteller beteiligt. Schenkt man den Worten Glauben, hat die öffentliche Hand aber kein Interesse daran, alte Pfade neu zu beschreiten. Der Kauf von noch mehr Anteilen dürfte kein Thema sein.
Auch beim Rivalen Peugeot Citroën hat Paris übrigens einen Fuß in der Tür.

Europäer litten unter der Krise

Die Wirtschaftskrise setzte die europäischen Hersteller gehörig unter Druck. 2013 wurden in Frankreich, dem drittgrößten Automarkt der EU, so wenige Neuwagen verkauft wie seit Jahren nicht. Was bei Renault folgte, war ein drastisches Sparprogramm, das den Abbau von 8000 Arbeitsplätzen bis 2016 vorsah.

Die hohe Arbeitslosigkeit in Europa, gepaart mit der mangelnden Kaufbereitschaft der Verbraucher, stellte vor allem jene auf die Probe, die nicht von internationalen Absatzmärkten profitieren konnten. Die Deutschen verkauften ihre Autos beispielsweise erfolgreich nach China. Renault setzte dort 2014 nur 34.000 Fahrzeuge ab.
Die meisten Renault-Fahrzeuge werden in der Heimat nachgefragt. Brasilien, Russland, Deutschland und Italien zählen zu weiteren wichtigen Kernmärkten.

Nach Jahren der Krise befindet sich der Konzern aber wieder auf dem Weg der Besserung. Renault, das sich in einer Allianz mit Nissan befindet, verbuchte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rekordabsatz. Die Nachfrage nach kleinen (Clio) und günstigeren Autos (Dacia) spielte dem Unternehmen in die Hände. Vom Milliardengewinn im abgelaufen Jahr soll auch die Bevölkerung profitieren: Renault will 1000 neue Arbeitsplätze in seiner Heimat schaffen. „Dies zeigt, dass unsere Wettbewerbsanstrengungen Früchte tragen“, sagt Vorstand Carlos Ghosn. (nst)

Auf einen Blick

Die französische Regierung stockt ihren 15-Prozent-Anteil am Autobauer Renault um weitere fünf Prozent auf. Damit will sie sich langfristigen Einfluss sichern. Der Staat war für Renault immer ein wichtiger Aktionär. Ab den 1990er- Jahren zog sich die öffentlich Hand sukzessive aus dem Unternehmen zurück. Renault litt stark unter der Krise, konnte zuletzt aber wieder mehr Fahrzeuge verkaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2015)

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