Der Zusammenschluss mit Alcatel-Lucent würde neuen Champion schmieden. Die Aktien von Alcatel-Lucent ziehen um 18 Prozent an.
Helsinki/Paris. Die europäischen Netzwerkausrüster Nokia und Alcatel-Lucent wollen ihre Kräfte gegen die mächtige Konkurrenz aus China und die derzeitige Nummer eins, Ericsson, bündeln. Man befinde sich in „fortgeschrittenen Gesprächen“, bestätigten die Konzerne, die Technik an Telekomkonzerne liefern. Aus der Fusion würde ein neuer Weltmarktführer mit 40 Mrd. Euro Marktwert und 120.000 Mitarbeitern entstehen. Für Nokia, das allein auf 30 Mrd. Euro kommt, würde der Zusammenschluss ein Jahr nach dem Verkauf der Handy-sparte die Rückkehr ins Rampenlicht bedeuten.
Die Verhandlungen seien zwar fortgeschritten, könnten aber noch scheitern, erklärte Nokia. Denn die französische Regierung machte laut Medienberichten deutlich, dass sie ein Mitspracherecht und Garantien für Alcatel-Lucent haben wolle. Das dürfte einen Deal erschweren. Denn die aktuellen Größenverhältnisse von Nokia und Alcatel-Lucent machen Sparmaßnahmen nach einem Zusammenschluss sehr wahrscheinlich. Die französische Regierung hat die Telekommunikationsindustrie zu einer Branche von nationalem Interesse ausgerufen. Noch am Dienstag wollten die Chefs der beiden Konzerne daher mit Frankreichs Präsidenten, François Hollande, zusammentreffen.
Noch nie Gewinne
Alcatel-Lucent entstand 2006 aus einer Fusion des französischen Konzerns mit Lucent aus den USA – und schrieb seither noch nie Gewinne. Nokia betrieb in der Netzwerktechnik früher ein Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens und übernahm 2013 den 50-Prozent-Anteil der Deutschen.
Mit dem wachsenden Datenverkehr über Smartphones müssen Telekomkonzerne ihre Netze immer rascher aufrüsten. Für die nächsten Jahre kündigt sich ein großes Geschäft mit dem Datenfunkstandard 5G an, der schnelles mobiles Internet ermöglicht.
An den Börsen sorgte die Nachricht für viel Wirbel: Während die Aktie von Alcatel-Lucent in der Spitze um bis zu 16 Prozent zulegte, gaben Nokia-Aktien um bis zu sieben Prozent nach. Analysten hielten sich mit Kommentaren zu Erfolgsaussichten zurück. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)
