Empörung über Hinrichtungen in Indonesien

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Sieben Ausländer wurden in Indonesien wegen Drogendelikten erschossen. Die australische Regierung zieht ihren Botschafter aus Jakarta vorerst ab.

Jakarta/Canberra/Brasilia. Nach der weltweit umstrittenen Hinrichtung von acht Drogenschmugglern, davon sieben Ausländern, in Indonesien hat Australien als erstes Land diplomatische Konsequenzen angekündigt. Regierungschef Tony Abbott verurteilte die „grausamen und unnötigen Hinrichtungen“. Zwei der Getöteten waren australische Bürger gewesen.

Indonesien, das bevölkerungsreichste muslimische Land, hatte sich gegen jede Einmischung verwahrt. Ungeachtet internationaler Proteste waren die acht Männer am Mittwoch kurz nach Mitternacht Ortszeit auf der Gefängnisinsel Nusa Kambangan vor Javas Südküste vor ein Erschießungskommando gestellt worden. Scharfschützen zielten auf die drei Nigerianer, zwei Australier und je einen Brasilianer, Ghanesen und Indonesier, die, wie es heißt, in ihren letzten Minuten sangen, beteten und sich voneinander verabschiedeten.

Unwissentlich Drogenkurierin

Eine Philippinerin (30) wurde in letzter Minute verschont, ihre Hinrichtung wird erneut überprüft: Am Tag zuvor hatte eine Frau auf den Philippinen zugegeben, sie ohne deren Wissen als Drogenkurier eingesetzt zu haben. Ein Franzose sitzt noch in der Todeszelle.

Canberra werde den Botschafter zu Konsultationen zurückrufen, sobald die Körper der Australier Myuran Sukumaran (34, ein ethnischer Sri Lanker) und Andrew Chan (31, seine Eltern sind Chinesen) auf dem Heimweg seien, teilte Regierungschef Tony Abbott mit. „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, die Beziehungen zum großen nördlichen Nachbarn seien wichtig. „Wir müssen vorsichtig sein und sicherstellen, dass unser Ärger eine schlimme Situation nicht noch schlimmer macht.“

Amnesty International warf Indonesien die Missachtung aller Menschenrechtsstandards vor.

Nach den wochenlangen Protesten gegen die Hinrichtung waren in der Nacht Dutzende Reporter und Kritiker der Todesstrafe in Cilacap nahe der Hinrichtungsinsel Nusa Kambangan zusammengekommen. Sie hielten Mahnwachen ab. Auch in Australien wachten Menschen die Nacht durch. Mancherorts wurden Glocken geläutet.

Seit Amtsantritt von Präsident Joko Widodo im Herbst hat Indonesien damit 14 Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet. Brasilien hat wegen der Hinrichtung eines seiner Bürger bereits seinen Botschafter aus Jakarta abgezogen. Nach Angaben der indonesischen Behörde für Rauschgiftbekämpfung sind noch rund vier Dutzend Menschen im Lande wegen Drogenschmuggels zum Tod verurteilt worden, mehr als die Hälfte davon sind Ausländer. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2015)

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