Schweizer Notenbank mit Verlust

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Devisen. Im ersten Quartal fiel ein historisches Minus von 30 Mrd. Franken an.

Wien. Der radikale Kurswechsel der Schweizer Notenbank im Jänner hat der Zentralbank den größten Quartalsverlust ihrer Geschichte beschert. Die riesigen Devisenbestände sorgten in den ersten drei Monaten für einen Fehlbetrag von 30 Mrd. Franken (28,6 Mrd. Euro).

Die Währungshüter hatten lang einen Mindestkurs des Franken zum Euro garantiert. Als dies Mitte Jänner zurückgenommen wurde, wertete der Franken massiv auf. Entsprechend musste die SNB auf ihren in anderen Währungen gehaltenen Anlagen Wechselkursverluste von insgesamt 41,1 Mrd. Franken hinnehmen.

Auch die Goldbestände der Notenbank sind mittlerweile eine Milliarde Franken weniger wert. Kursgewinne auf Aktien und Anleihen dämpften dagegen den negativen Einfluss der Währungen und des Edelmetalls auf das Ergebnis.

Geld strömt zu Eidgenossen

Die Strafzinsen auf Einlagen der Geschäftsbanken bei der SNB spülten 236 Mio. Franken in die Kasse. Die SNB stemmt sich mit diesen Negativzinsen gegen die massiven Geldströme in den Franken und die für die exportorientierte Industrie schädliche Aufwertung der Landeswährung. Einlagen bei der Zentralbank werden aktuell mit einer Gebühr von 0,75 Prozent belastet.

Die SNB-Devisenreserven in Höhe von 532 Mrd. Franken waren Ende März zu 42 Prozent in Euro angelegt, 32 Prozent entfielen auf den Dollar. Das Ergebnis der Zentralbank ist überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte abhängig und traditionell starken Schwankungen unterworfen. Rückschlüsse von einzelnen Quartalen auf das Jahresergebnis sind nur bedingt möglich.

Noch 2014 hat die SNB einen Gewinn von 38 Mrd. Franken eingefahren. Spekulationen, die Notenbank versuche mit Eurokäufen den Franken zu schwächen, kommen immer wieder auf.

Der Schweizer Notenbankchef, Thomas Jordan, und seine beiden Direktoriumskollegen haben wiederholt gesagt, dass sie auch nach der Abkehr von der mehr als drei Jahre geltenden Euro-Kursuntergrenze eingreifen wollen, falls wieder eine Geldwelle auf die Schweiz zurollen sollte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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