Vorwürfe gegen französische Soldaten in Zentralafrika.
Paris. Eine Affäre rüttelt Frankreich auf, die Image und Ruhm der Streitkräfte schwer beschädigen könnte. In Paris läuft eine gerichtliche Voruntersuchung gegen französische Soldaten, die im Rahmen der militärischen Intervention in der Zentralafrikanischen Republik Kinder sexuell missbraucht haben sollen. Aber auch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, das entsprechende Anschuldigungen offenbar monatelang in einem streng vertraulichen Bericht unter Verschluss gehalten hat, muss sich rechtfertigen.
Wirklich ins Rollen gebracht hat den Skandal die britische Zeitung „Guardian“. Diese enthüllte, wie sich mehr als ein Dutzend französische Soldaten mehrfach in schwerer Weise an Minderjährigen, namentlich neun bis 13-jährigen Buben, sexuell vergangen hätten. Die Vorfälle sollen sich zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 im Flüchtlingslager beim Flugplatz M'Poko nahe der Hauptstadt Bangui ereignet haben. Dort hatten zehntausende völlig mittellose Menschen vor blutigen Kämpfen zwischen religiösen Milizen Zuflucht gesucht. Die UNO sammelte Aussagen von Kindern und Jugendlichen, die oft sehr detailliert schilderten, wie sie von den Militärs als Gegenleistung für Nahrungsmittel zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden.
Angst vor Vertuschung
Angeblich waren die UN-Nachforschungen noch nicht abgeschlossen. Doch ein darüber informierter UN-Direktor, der Schwede Anders Kompass, vermutete, dass da eine äußerst peinliche Affäre vertuscht oder verheimlicht werden sollte. Er leitete die Informationen an die Pariser Behörden weiter, die aufgrund der schockierenden Aussagen wenig später eine Voruntersuchung wegen Vergewaltigung von Minderjährigen unter 15 Jahren anordneten. Dies geschah in aller Diskretion. (r.b.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)