Champions League: "Das Ding noch zu drehen, wäre eine Sensation“

(c) REUTERS (Kai Pfaffenbach)
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Pep Guardiola erlebte eine bittere Rückkehr im Camp Nou, den Bayern bleibt nur noch die Hoffnung auf ein Wunder.

Für den FC Bayern bleibt nur noch die Hoffnung auf das oft zitierte "Fußballwunder". Nach einem 0:3 im Camp Nou des FC Barcelona im Halbfinal-Hinspiel der Fußball-Champions-League reisten die Münchner Donnerstagvormittag geknickt in die Heimat zurück. Vor allem für Trainer Pep Guardiola war die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte eine bittere. Er bemühte sich, Haltung zu bewahren.

"Es gibt noch 90 Minuten. Ich versuche meine Arbeit so gut es geht zu machen, die persönlichen Dinge sind uninteressant", betonte Guardiola. Er steht auch im zweiten Jahr als Bayern-Coach vor einem Halbfinal-K.o. in der Königsklasse. Im Vorjahr gab es ein 0:1 und 0:4 gegen den späteren Titelgewinner Real Madrid. Seinem Team mochte der Katalane "keinen Vorwurf machen", demonstrativ betonte Guardiola nach Schlusspfiff: "Ich bin sehr stolz auf meine Spieler."

Die Taktik des ehemaligen Barca-Meistermachers ging nicht auf. Die Abwehr-Dreierkette musste Guardiola schnell revidieren. Auch der Versuch, Barcelonas Angriffsmaschine mit eigenem Ballbesitz aus dem Spiel zu nehmen, gelang nur bedingt. Zwar erreichten die Bayern, was in der Champions League seit mehr als acht Jahren keiner Mannschaft mehr gelang: mehr im Ballbesitz (53 Prozent) zu sein als Barcelona. Diese Statistik war aber ohne Wert.

Das späte Knockout

Die individuelle Klasse von Messi und Co. machte den Unterschied. Jene der Bayern sitzt im Moment verletzt auf der Tribüne. Arjen Robben und Franck Ribery fallen ebenso wie ÖFB-Star David Alaba weiter aus. "Wir haben es geschafft, sie vom Ball zu trennen aber beim Stand von 0:1 sind wir aus dem Tritt geraten", analysierte Guardiola den Zusammenbruch in den Schlussminuten. Tief in der Nachspielzeit schoss Neymar Barca-Tor Nummer drei, das den Münchnern fast schon alle Chancen auf den Einzug ins Endspiel am 6. Juni in Berlin raubt.

"Wir haben im Endeffekt das Spiel selbst ein bisschen hergeschenkt in fünf Minuten. Und das letzte Tor ist natürlich auch noch mal ein Killer", sagte Bayerns Angreifer Thomas Müller. "Das Ding noch zu drehen, wäre eine Sensation", ergänzte der Weltmeister mit Blick auf das Rückspiel in München am Dienstag. "Es gehört schon viel dazu, dass man Barcelona mit drei Toren schlägt", sagte auch Bayerns Bester, Torhüter Manuel Neuer, leise.

Praktisch nichts deutet darauf hin, dass der deutsche Meister im Heimspiel wie in den Runden zuvor gegen Schachtar Donezk (7:0) oder den FC Porto (6:1) den Aufstieg fixieren kann. Denn gelingt dem blauroten Traumsturm in der Allianz Arena nur ein Tor, müssen die Bayern bereits fünf schießen. Dass Barcelona bei Kontern gefährlicher denn je ist, wurde jedenfalls am Mittwoch augenscheinlich.

Negativserie statt Triple

Ein Wunder, wie es die Bayern anstreben, ist in der Champions League erst einmal passiert. Deportivo La Coruna wendete 2004 im Viertelfinale nach einem 1:4 beim AC Milan noch mit einem 4:0-Heimsieg das Blatt. Mit diesbezüglichen Varianten wollte sich aber kaum einer im Bayern-Lager beschäftigen. Selbst der sonst wortgewaltige Sportvorstand Matthias Sammer war (fast) sprachlos: "Wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Jetzt müssen wir uns erst einmal schütteln."

Die Formkurve spricht nicht für die vor wenigen Wochen noch vom Triple träumenden Bayern. Mit dem 0:3 in Barcelona hat der Club erstmals seit rund vier Jahren wieder drei Niederlagen in Serie kassiert. Die Münchner waren zuvor bereits in der Liga in Leverkusen (0:2) und im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund (0:2 i.E.) gescheitert. Eine derartige Negativserie hatte es zuletzt im Frühjahr 2011 unter dem wenig später beurlaubten Louis van Gaal gegeben.

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