Champions League: Ein neues Kapitel der Messi-Show

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Bayern München steht nach dem 0:3 in Barcelona vor dem Halbfinal-Aus. Lionel Messi bestätigte Pep Guardiola bei dessen Heimkehr auf schmerzliche Art als Hellseher.

Barcelona/Wien. Hilflos musste Pep Guardiola in der Coaching-Zone mitansehen, wie sein einstiger Schützling Lionel Messi Bayern München im Alleingang zerlegte. Mit zwei Toren ebnete der Superstar den Weg zur 0:3-Niederlage des deutschen Meisters im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Barcelona. Die Rückkehr von Guardiola in seine alte Heimat wurde damit zur Demütigung. Erst kurz vor Anpfiff war er zur Trainerbank geschlichen, gleich nach dem Abpfiff verschwand er frustriert in der Kabine, während 95.000 Fans im Camp Nou Messi huldigten.

Dabei hatte Guardiola sich als Hellseher erwiesen. Noch vor dem Spiel meinte er, es sei unmöglich, Messi zu stoppen: „Er ist einfach zu gut.“ Und so kam es auch. Barcelonas Angriffstrio um Messi, Neymar und Luis Suárez heizte den Bayern von Beginn an ein. Nach 77 Minuten andauernder Versuche, die Abwehr und den überragenden Manuel Neuer zu überwinden, musste Messi es dann allein richten. Die Bayern haben aber mitgeholfen, den Toren gingen jeweils unnötige Ballverluste voraus.

Beim 1:0 hatte Messi in seinem 100. Europacupspiel für einen Sekundenbruchteil zu viel Platz. Beim 2:0 nur drei Minuten später spielte er Jérôme Boateng schwindlig und lupfte den Ball über Neuer ins Tor. Messi-Sprechchöre hallten durch das Camp Nou. Der Geniestreich sei „einfach so passiert“, meinte Messi. Nach dem 2:0 zerfiel Bayern und kassierte durch Neymar (Vorlage Messi) noch den „Knock-out“, wie Thomas Müller das 3:0 in der Nachspielzeit nannte.

„Die Führung zu erzielen war schwierig. Danach kamen die anderen Tore schnell. Es ist genau das, was wir erreichen wollten“, sagte Messi. Sein explosiver Torjubel zeigte, wie wichtig dieses Duell gegen Guardiola für dessen einstigen Lieblingsspieler war. Die Lobeshymnen auf den 27-jährigen Argentinier, der wieder die Führung in der ewigen Champions-League-Torschützenliste von Cristiano Ronaldo übernahm, überschlugen sich. „Er ist ein Spieler einer ganz anderen Dimension“, schwärmte Barcelona-Trainer Luis Enrique. Teamkollege Piqué war der Meinung, Messi sei „nicht aufzuhalten“ und der geschlagene Neuer erkannte Messis „einzigartige Klasse“ an.

Guardiolas verbrannte Erde

Auch für Guardiola machte der viermalige Weltfußballer den Unterschied aus, wie er nach dem Spiel erklärte. Seine Rückkehr nach Barcelona war keine einfache. „Ich war ruhig und voll auf das Spiel konzentriert“, behauptete er zwar, doch um den erfolgreichsten Trainer der Katalanen wurde ein riesiges mediales Spektakel veranstaltet. Barcelona befand es sogar für notwendig, Messi nach zwei Jahren wieder eine Pressekonferenz geben zu lassen, damit sich nicht alles um den Mythos Guardiola drehte. Auf die Frage, ob er seit dessen Weggang im Sommer 2012 noch Kontakt mit ihm pflege, sagte Messi: „Die Wahrheit ist: nein.“ Auch die Anekdoten vom Ende der Amtszeit Guardiolas wurden wieder erzählt: Der angebliche Kabinenstreit zwischen Guardiola und Messi, die Entfremdung mit seinem inzwischen verstorbenen Nachfolger Tito Vilanova und die dadurch zu Bruch gegangene Freundschaft mit dem ehemaligen Barcelona-Sportdirektor Andoni Zubizarreta.

Nun steht Guardiola auch im zweiten Jahr als Bayern-Trainer vor einem Halbfinal-Aus in der Champions League. Sein Gegenüber Luis Enrique darf hingegen in seinem ersten Jahr bei Barcelona vom Endspiel in Berlin und dem Triple träumen: „Ich hoffe, dass meine beste Nacht noch kommt.“ Und Messi? Er betonte obligatorisch, dass am kommenden Dienstag in München ein schwieriges Rückspiel warte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2015)

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