Nach Zugkollision: Schwer verletzte Passagierin gestorben

Bild der Unfallstelle vom Mittwoch
Bild der Unfallstelle vom MittwochAPA/ERWIN SCHERIAU
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Der Crash zweier Lokalzüge hat somit zwei Todesopfer gefordert. Die Eisenbahner-Gewerkschaft verschärft ihre Kritik an den Steiermärkischen Landesbahnen.

Eine 60 Jahre alte Frau, die bei der Kollision zweier Züge am Mittwoch in der Steiermark lebensgefährlich verletzt wurde, ist am Donnerstag im Spital gestorben. Das bestätigte am Freitag die MedUni Graz, wo die Frau behandelt wurde.

Bei dem Zugunglück - zwei Triebwägen der Steiermärkischen Landesbahnen stießen auf einer eingleisigen Strecke nördlich von Graz frontal zusammen - wurde außerdem ein 21-jähriger Lokführer getötet. Der andere Lokführer und weitere sechs Passagiere wurden verletzt.

Gewerkschaft fordert Suspendierungen

Nach dem Unglück kam vor allem von der Gewerkschaft Kritik an den Steiermärkischen Landesbahnen. Am Freitag verschärfte sich der Ton: Roman Hebenstreit, Vorsitzender für den Fachbereich Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, forderte die Suspendierung der Geschäftsführung des Unternehmens. Es bestehe "massive Vertuschungsgefahr", so Hebenstreit. Er sprach von "unhaltbaren" Zuständen in dem Unternehmen.

"Der Fehler eines Einzelnen darf nicht zur Katastrophe führen", betonte Hebenstreit ein "Grundprinzip im Eisenbahnsystem". Außerdem gebe es im Eisenbahngesetz eine Verpflichtung zur Gefahrenbetrachtung. Sollten gefährliche Situationen bestehen, "dann schafft man weitere Voraussetzungen, dass das nicht passiert", verwies Hebenstreit auf "GPS-Technik und Co.". Solche Evaluierungen "wurden. so weit wir wissen, nicht gemacht", sonst hätte der Betriebsrat darüber Bescheid wissen müssen, hielt der Eisenbahner-Gewerkschafter fest. Die betroffenen Zuggarnituren seien außerdem nicht besonders alt und daher leicht mit technischen Hilfsmitteln auszurüsten gewesen.

Hebenstreit berief sich auch auf das Arbeitnehmerschutzgesetz, wonach Arbeitsvorgänge so zu gestalten sind, dass Belastungen durch monotone Arbeitsabläufe möglichst gering gehalten werden. Der "Faktor Mensch" sei bei einer monotonen Tätigkeit wie bei Lokführern besonders zu berücksichtigen. Hebenstreit übte damit neuerlich scharfe Kritik an der Geschäftsführung, die nach dem Unglück von menschlichem Versagen als Unfallursache gesprochen hatte. Das Unternehmen selbst war am Freitag gegenüber der Austria Presseagentur zu keiner Stellungnahme mehr bereit.

Mehrere Zwischenfälle in der Vergangenheit

Hebenstreit sieht die steirische Landesregierung gefordert, die Geschäftsführung und die Betriebsleitung zu suspendieren und kritisierte, dass das noch nicht passiert sei. Seit dem Unglück am Mittwoch würden sich täglich mehr Ex-Mitarbeiter bei der Gewerkschaft melden und die Zustände im Unternehmen kritisieren. Hebenstreit verwies auf mehrere Zwischenfälle bei den Steiermärkischen Landesbahnen in der Vergangenheit, wie etwa einen Arbeitsunfall in Albersdorf bei Weiz, bei dem im Jahr 2010 ein Mitarbeiter getötet wurde.

(APA/Red.)

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