Salzburg bejubelt Titel: "Haben Druck stand gehalten"

Salzburg-Trainer Adi Hütter
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Amtlich wird Salzburgs Titelverteidigung erst am Sonntag, de facto ist die Meisterschaft aber entschieden. Trainer Adi Hütter zog eine erste Bilanz.

"So-gut-wie-fix"-Meister Red Bull Salzburg hat am Mittwoch mit einem Punktgewinn bei Sturm Graz die letzten praktischen Zweifel ausgeräumt. Während die Spieler nach dem 0:0 in Graz durchwegs noch verhalten jubelten, nahm Trainer Adi Hütter bereits erste Gratulationen entgegen. Den sechsten Meistertitel in der Red-Bull-Ära unmittelbar vor Augen, zog Hütter sogar ein erstes Saisonfazit.

"Es war kein einfaches Jahr, das muss man ganz klar sagen. Die Erwartungshaltung war sehr, sehr groß. Der Druck war da, das habe ich gespürt", erklärte Hütter. Der sichtlich gelöste Vorarlberger, der unter anderem mit dem Champions-League-Aus gegen Malmö einen schwierigen Arbeitsauftakt bei den "Bullen" hatte, resümierte stolz: "Wenn man jemandem wie Roger Schmidt nachfolgt, der Meister und Cupsieger geworden ist, dann sind das relativ große Fußstapfen. Ich habe aber immer wieder betont, dass ich nicht in die gleichen Fußstapfen treten will, sondern versuchen möchte, eine eigene Spur zu gehen. Es ist mir im ersten Jahr gleich gelungen mit der Mannschaft Meister zu werden."

"Titel über jene als Spieler einzuordnen"

Hütter, der mit SV Austria Salzburg als Spieler drei Mal Bundesliga-Champion wurde (1994, 1995, 1997), steht nach dem Meistertitel 2013 mit Grödig in der Ersten Liga vor seinem ersten Meistertitel als Cheftrainer in einer obersten Spielklasse. "Beim dritten Titel als Spieler war ich selber Kapitän und durfte die Schale hochhalten, das war schon sehr schön. Aber als Trainer ist es noch einmal ganz was anderes, wenn man die Verantwortung für alles trägt. Deshalb ist dieser Meistertitel sicherlich über jenen als Spieler einzuordnen", meinte Hütter.

Die Salzburger liegen zwei Runden vor Schluss mit einem Spiel mehr auf Verfolger Rapid neun Punkte voran. Da der Tabellenführer auch die klar bessere Tordifferenz (54 gegenüber 23) hat, haben die Wiener vor ihren ausstehenden drei Spielen praktisch keine Chance mehr auf Platz eins.

Dass in dieser Saison im Salzburger Spiel längst nicht alles meisterlich von der Hand ging, wollte Hütter nicht überbetonen und erinnerte: "Diese Mannschaft hat mit Sadio Mane, Kevin Kampl und Alan Spieler verloren, die das Spiel gemeinsam mit Jonny Soriano extrem geprägt haben. Wir haben die mit jungen Spielern ersetzt und sind trotzdem wieder Meister geworden." Zudem sei ein Meistertitel der "Bullen" nicht der vielfach zitierte Selbstläufer. "Die Mannschaft arbeitet richtig hart, die Burschen investieren irrsinnig viel in ihren Job als Fußballer. Und das Besondere ist einfach, dass sie diesem Druck auch standgehalten und den Meistertitel eingefahren haben", erklärte Hütter.

"Zu viele Gegentore bekommen"

Der 45-Jährige Vorarlberger ortete in der Stunde des Triumphs aber auch Verbesserungspotenzial: "So selbstkritisch muss man sein, zu sagen, dass wir zu viele Gegentore bekommen haben. Wir haben auch in dem ein oder anderen Spiel zu viele individuelle Fehler gemacht."

Auch im Spiel gegen die Grazer lief die Salzburger Tormaschinerie nach einer furiosen Anfangsphase nicht wie geschmiert. Falsche Entscheidungen der Offensivspieler im Angriffsdrittel und eine sich zunehmend besser auf das Salzburger Spiel einstellende Sturm-Abwehr sorgten bei Dauerregen vor 12.064 Zuschauern für ein chancenarmes Spiel. "Wir waren im Spielaufbau zu ungenau und haben dann mit langen Bällen agiert, aber mit den zweiten Bällen zu wenig gemacht", analysierte Innenverteidiger-Notnagel Stefan Ilsanker.

Beim ÖFB-Teamspieler, der die Salzburger wohl im Sommer verlassen wird, war "die Freude sehr groß. Den faktischen Titel haben wir heute geholt, den theoretischen haben wir uns für das letzte Heimspiel aufgehoben", sagte der 26-Jährige. Der Schweizer Langzeit-Legionär Christian Schwegler, seit 2009 im Salzburg-Dress, meinte: "Es war kein gutes Spiel von uns. Die Priorität war kein Tor zu bekommen. So können wir mit dem Punkt gut leben."

Foda: "Gratulation an Salzburg"

Mit der Punkteteilung gut leben konnte auch Sturms Cheftrainer Franco Foda. Sein ersatzgeschwächtes Team - neben Torjäger Kienast fehlten unter anderem die Offensivspieler Schick, Beichler, Stankovic und Edomwonyi - blieb zuhause zum neunten Mal en suite ungeschlagen. "Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Salzburg hat sehr ballsichere Spieler, das hat sich besonders in den ersten zwanzig Minuten gezeigt", sagte Foda und befand: "Gratulation an Salzburg und an Adi Hütter, sie sind der verdiente Meister."

Für den Europacup-Anwärter könnte sich der Punkt im Rennen um das internationale Geschäft als ein "goldener" herausstellen. Vor den letzten zwei Runden gegen Admira (a) und Ried (h) liegen die drittplatzierten Grazer mit 54 Punkten einen Zähler vor Altach bzw. zwei vor dem WAC. Da will Foda seine Mannschaft "in Ballbesitz noch besser nach vorne spielen" sehen. Und Mittelfeldspieler Simon Piesinger gab bereits die Marschroute vor: "Die beiden letzten Spiele müssen wir jetzt einfach gewinnen."

(APA)

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