Wie man sich als Selbstmordattentäter bewirbt

Osama bin Ladens letzte Wohnstätte in Abbottabad, Pakistan
Osama bin Ladens letzte Wohnstätte in Abbottabad, PakistanAPA/EPA/MD NADEEM
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Unter den Dokumenten Osama bin Ladens in seinem Haus in Pakistan fanden die US-Truppen auch ein Bewerbungsformular für Jihadisten.

"Welche Sprachen sprechen Sie und auf welchem Niveau? Interessieren Sie sich mehr für Wissenschaft oder für Literatur? Welche Beschäftigungen haben Sie bisher ausgeübt?" Es sieht auf den ersten, flüchtigen Blick aus wie ein ganz normales Formular für eine Job-Bewerbung, und einige der gestellten Fragen werden so oder ähnlich lautend von vielen Arbeitgebern gestellt.

Doch der Bewerbungsbogen, den die Zeitung "Washington Post" nebst einer Reihe anderer Dokumente aus dem Fundus von Osama bin Laden veröffentlichte, ist von al-Qaida, und gegen Ende des hier in einer Übersetzung vorliegenden Textes geht es ans Eingemachte: "Möchten Sie ein Selbstmordattentat durchführen?"

Mit der Standard-Formel "Im Namen Allahs des Mitfühlenden und Barmherzigen" hebt das Dokument an, das von den US-Truppen in der letzten Wohnstätte Osama bin Ladens bei der Erstürmung im Mai 2011 gefunden worden war und nun freigegeben wurde. Es folgen einige Hinweise, die der Jihadist in spe beherzigen möge, bevor er den Bogen ausfüllt. Es wird gebeten, "genau und wahrheitsgemäß" zu antworten, leserlich zu schreiben, und zwar nicht notwendigerweise auf Arabisch.

Nach den üblichen Angaben zur Person und zu einem Teil der Familie - nach dem Vater und dem Großvater wird gefragt, nach den weiblichen Vorfahren nicht, und der Abklärung der Frage, wie lange man denn beabsichtige, im "Gebiet des Jihad" zu bleiben, geht es zunächst um den religiösen Hintergrund des Bewerbers: Wie gut er den Koran kenne, von wem er unterrichtet worden sei.

Interessant für einen Arbeitgeber sind auch die Kontakte eines Bewerbers, und so will al-Qaida explizit wissen, ob man denn Experten im Bereich Chemie (mutmaßlich zwecks Herstellung von Sprengmitteln) oder Kommunikation kenne, und ob man Bekannte in Behörden habe, die eventuell hilfreich sein könnten.

>>> Bewerbungsbogen Seite 1

>>> Bewerbungsbogen Seite 2

Nach einer Frage zu etwaigen Erbkrankheiten schließt der Bogen mit einem ganz praktischen Punkt: Wen al-Qaida kontaktieren solle, falls der Betreffende zum "Märtyrer" werde.

>>> Artikel in der Washington Post

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