Sonnige Aussichten für Jinko Solar

SOUTH AFRICA AFRICAN UTILITY WEEK
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Wie man am beginnenden Feldzug gegen das Bargeld verdient und warum die chinesische Jinko Solar sonnige Aussichten hat.

Manchmal halten sich Marktwetterlagen sehr hartnäckig. Zum Zustand der Märkte heißt es hier jedenfalls seit Wochen: „Im Westen nichts Neues.“ Und daran hat sich auch in den vergangenen Tagen nichts geändert. Die Kurse dümpeln in relativ breiten Bändern seitwärts dahin. In den USA an den oberen Rändern der Bänder, in Deutschland und in Österreich eher in der Mitte beziehungsweise im unteren Bereich.

Andersherum: Die Entscheidung, in welche Richtung sie aus diesem lähmenden Seitwärtsband ausbrechen werden, steht noch immer aus. Und solange sie nicht gefallen ist, gibt es für Privatanleger keinen vernünftigen Grund, auf dem Markt aktiv zu sein.

Unter den prominenteren Analysten herrscht zwar noch immer Zuversicht, dass es demnächst nach oben gehen wird, aber irgendetwas hindert die Notierungen doch immer wieder daran, den seit Wochen bleiern auf den Börsen liegenden Kursdeckel wegzusprengen. In der zweiten Wochenhälfte beispielsweise wieder einmal die erneut gestiegene Gefahr eines Grexit. Angeheizt wurde das durch Aussagen der von den Verhandlungen mit den Griechen offenbar schon leicht genervten IWF-Chefin Christine Lagarde, wonach der Währungsfonds einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr gänzlich ausschließe.

Das ist vorerst natürlich Theaterdonner: Der IWF ist an einem Grexit ebenso wenig wie die USA interessiert, und die Europäer scheinen wild entschlossen zu sein, die wankelmütigen Griechen in der Eurozone zu halten. Möglicherweise geht es darum, dass sich der IWF gern etwas mehr aus der Schusslinie zurückziehen und die nächsten Akte der griechische Tragödie den Europäern überlassen möchte.

Aber die Unsicherheit ist eben da und bremst die Märkte. Demnächst könnte auch noch die US-Notenbank Fed für weiteren Druck an der Zinsfront sorgen (siehe unten stehenden Artikel). Die Empfehlung lautet also unverändert: „Abwarten und Tee trinken. Man muss nicht immer investiert sein.“

Wer nicht untätig sein will, kann im Anlageuniversum natürlich trotzdem ein paar Perlen finden. Als solche empfohlen hat sich diese Woche wieder einmal die hier schon mehrfach besprochene chinesische Solaraktie Jinko Solar (ISIN US47759T1007). Die Chinesen haben diese Woche Quartalszahlen vorgelegt, die selbst optimistische Analysten verblüfft haben.

Der Gewinn pro Aktie lag annähernd doppelt so hoch wie der Analystenkonsens, und die Auftragslage deutet auf ein weiterhin stark expansives Geschäft hin. Die Chinesen gehören zu den Kostenführern im nicht ganz einfachen Geschäft mit Solarpaneelen. Die noch in diesem Jahr mögliche Börsenabspaltung einer Tochter sollte den Kurs weiter beflügeln.

Jinko Solar kämpft derzeit gegen einen bei 30 Dollar liegenden Kursdeckel. Wird dieser abgeschüttelt, dann empfiehlt sich das Papier zum Kauf. Der Weg bis in die Gegend von 40Dollar dürfte dann frei sein. Jinko ist hier kein ganz unbekannter Wert: Er wurde an dieser Stelle erstmals im Juni 2013 besprochen. Bei einem Kurs von knapp unter zehn Dollar. Jetzt notiert das Papier knapp unter 30, hat sich also in ziemlich genau zwei Jahren ziemlich genau verdreifacht. Der einzige Wermutstropfen: Die Kursausschläge auf dem Weg nach oben sind bei dieser Aktie relativ stark.

Mittelfristig interessant erscheint in China auch der in Hongkong notierende Notebook- und Tabletgigant Lenovo (ISIN HK0992009065). Er zieht seit Jahren beeindruckend nach oben und hat auch künftig gute Chancen. Übertriebene Eile ist aber nicht notwendig, denn der Kurs, der sich seit dem Tiefpunkt 2009 verachtfacht hat, schlägt jeweils relativ heftig nach unten aus, wenn das Papier gerade Luft holt. Derzeit steckt die Aktie in einer solchen Verschnaufphase. Ist sie vorbei, könnten Kaufkurse entstehen.

Großes Thema unter Anlegern sind derzeit die viel diskutierten Pläne zur Abschaffung des Bargelds. Diese Pläne kann man mögen, ablehnen – oder man kann versuchen, sie in Geld zu verwandeln. Vom beabsichtigten Zurückdrängen des Bargelds profitieren nicht nur die hier schon mehrfach besprochenen Kreditkartenriesen Visa (ISIN US92826C8394) und Mastercard (ISIN US57636Q1040), sondern auch kleinere, in diesem Bereich tätige Technologieunternehmen, beispielsweise NXP Semiconductors (ISIN NL0009538784) oder GFT Technologies (ISIN DE0005800601).

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2015)

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