French Open: Erst viel Drama, nun auf Steffi Grafs Spuren

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Auf dem Weg zu ihrem 20. Grand-Slam-Titel musste Serena Williams an ihre Grenzen gehen. Nach einer Liebeserklärung lag ihr Paris zu Füßen, das Schauspiel im Halbfinale ist vergessen. Nun ist der Grand Slam in Reichweite.

Paris. Serena Williams hat es geschafft. Die 33-jährige Amerikanerin ist und bleibt der Superstar des Damen-Tennis. Mit dem dritten French-Open-Sieg holte sie ihren bereits 20. Grand-Slam-Sieg. Dabei machten ihr das ganze Turnier über skurrile Erkältungsattacken zu schaffen. Noch im Halbfinale konnte sich Williams kaum auf den Beinen halten, um dann plötzlich eiskalt zurückzuschlagen und die Schweizerin Timea Bacsinszky mit 6:0 im dritten Satz nach Hause zu schicken. Ex-Profi Mats Wilander kritisierte das Verhalten von Williams als „unfair für die Gegnerin“.

Auch das Pariser Publikum wertete den Auftritt als Show und schlug sich im Endspiel auf die Seite der tschechischen Überraschungsfinalistin Lucie Šafářová. Das half dieser vor allem zu Beginn wenig. Obwohl sich Williams zwischen den Ballwechseln wieder im Zeitlupentempo über den Platz schleppte, dominierte sie das Endspiel. Šafářová gelang zwar der Satzausgleich, doch wie so oft zog sich die Favoritin, die auf dem Weg ins Finale viermal über drei Sätze gehen musste, mit einer Energieleistung wieder aus dem Tief. Nach 2:01 Stunden verwandelte sie ihren zweiten Matchball (6:3, 6:7[2], 6:2). Šafářová kann sich mit dem Titel im Doppel-Bewerb trösten.

„Als ich ein kleines Mädchen in Kalifornien war, wollten meine Eltern, dass ich Tennis spiele. Nun stehe ich hier mit 20 Grand-Slam-Titeln“, meinte Williams gerührt. Die 48 Stunden vor dem Finale seien wegen ihrer Grippe „ein Albtraum“ gewesen. „Dass ich gewonnen habe, ist für mich ein Wunder. Gerade hier in Roland Garros bedeutet mir das sehr viel“, sagte sie zur Freude des Pariser Publikums in einwandfreiem Französisch, um dann auf Englisch hinzuzufügen: „Ich liebe euch alle!“

„Möchte nicht zufrieden sein“

Gewinnt Williams auch Wimbledon (ab 29. Juni) und Anfang September die US-Open, sind ihr zwei weitere Meilensteine ihrer Karriere gewiss. Sie zieht mit den 22 Grand-Slam-Titeln von Steffi Graf gleich – nur Margaret Court hat noch mehr (24) – und könnte als erste Spielerin seit Graf (1988) den wahren Grand Slam gewinnen, also alle vier Majors innerhalb eines Kalenderjahres.

„Sie hat schon die ersten zwei gewonnen, warum also nicht?“, fragte Williams-Coach Patrick Mouratoglou. Sie selbst blicke nicht auf die Rekorde: „Dann würde ich zufrieden werden, und das möchte ich nicht. Ich möchte weitermachen.“ Es sei unglaublich, was Williams gerade erreicht, sagte Graf. „Sie hat das Potenzial, weit mehr zu gewinnen. Es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2015)

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