Nyon. Seinen 60. Geburtstag feiert Michel Platini heute am Genfer See. Seit 2007 führt der einstige Weltklassespieler und Fußball-Europameister von 1984 Europas Fußball-Union an. Nach den Turbulenzen im Weltverband in den vergangenen Wochen ist Platini dieser Tage wie einst als Taktiker gefragt. Allein mit Scheich Ahmad al Fahad al Sabah aus Kuwait wurde er zuletzt mehrmals beim Plausch gesichtet: Am Vorabend des Fifa-Kongresses in Zürich, kürzlich beim IOC-Empfang in Lausanne. Scheich Ahmad ist der Herr über Asiens olympische Sportverbände und gilt als Königsmacher der Sportfunktionäre.
Die Nähe, die Platini zu ihm sucht, ist Indiz für den Willen des Franzosen, die Nachfolge von Fifa-Boss Joseph Blatter anzutreten. „Ich weiß nur, dass meine nächste Entscheidung die letzte für meine Karriere sein wird“, hatte Platini noch nach seiner Wiederwahl zum Uefa-Präsidenten im März gesagt.
In mittlerweile acht Jahren an der Uefa-Spitze hat er den europäischen Fußball mit maximalem Expansionsdrang zu ökonomischen Topwerten geführt. Krude wirkende Ideen, wie eine EM mit 24 Teams und ein Pan-Europa-Turnier 2020 in 13 Ländern, setzte er ebenso durch wie die Nations League ab 2018. Nur beim Griff nach dem Fifa-Thron fehlt Platini Fortune. Mächtig geärgert dürfte sich Europas dreifacher Fußballer des Jahres (1983–85) haben, dass er es nicht wagte, gegen Blatter zu kandidieren. Wäre Platini und nicht Prinz Ali bin al Hussein am 29.Mai zur Wahl gestanden, würde er nun im Licht des Weltfußballs längst als logischer Nachfolger gelten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2015)