Das Smartphone als teurer Reisebegleiter

(c) REUTERS (NEIL HALL)
  • Drucken

Wer im Ausland das Internet nutzen und auf Facebook nicht verzichten will, sollte sich über Roaming-Preise und Zusatzangebote informieren, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Wien. Die Geschichten sind bekannt, was sie nicht weniger aufregend macht: Im Sommer des Vorjahres verursachten Betrüger mit gestohlenen Handys beträchtlichen Schaden – die Handybesitzer erhielten später astronomisch hohe Rechnungen, die nur im Kulanzwesen beglichen werden konnten. Den Dieben geht es dabei nicht um das schicke Smartphone (obwohl dessen Verlust auch schmerzhaft ist), sondern um die SIM-Karte, mit der Rufumleitungen oder Parallelgespräche aufgebaut werden, die die Kosten binnen Kurzem vervielfachen. Bis der Besitzer den Verlust des Handys merkt und reagiert, ist der Schaden schon passiert.

Es muss ja nicht gleich so ein Horrorszenario sein – aber gerade die inzwischen weitverbreiteten Smartphones können im Ausland zur Kostenfalle werden, wenn sie wie zu Hause exzessiv benützt werden. Das betrifft nicht nur das Checken von E-Mails und Versenden von Urlaubsgrüßen inklusive Fotos, sondern auch die Suche nach dem passenden Hotel, der schönsten Strandbar, der besten Shoppingmall – was so bequem und rasch über entsprechende Apps oder Google Maps funktioniert, kann ebenso schnell ins Geld gehen.

Denn nach wie vor gelten in Europa Roaming-Gebühren – auch wenn sie inzwischen deutlich gesunken sind. Aber wer darauf gesetzt hat, dass die Roaming-Gebühren wie geplant 2015 überhaupt wegfallen, der ist fehlgegangen. Denn die EU hat eine endgültige Entscheidung aufgeschoben. So fallen derzeit für aktive Gespräche 0,228 Euro an, für passive Telefonate (also wenn man angerufen wird) 0,06 Euro. Pro versendetem SMS sind 0,072 Euro zu zahlen, empfangene SMS kosten nichts. Und auf ein Megabyte Daten werden bis zu 0,24 Euro aufgeschlagen.

Theoretisch ist es seit 1. Juli 2014 auch möglich, sich im Ausland einen anderen Roaming-Partner zu wählen. Dieser muss aber mit dem eigenen Mobilfunkanbieter zusammenarbeiten.

Zwei Dinge sollte man unbedingt beachten: Die EU ist nicht Europa. Gerade in den beliebten Urlaubsländern Schweiz und Türkei gelten andere Tarife. Da können Anrufe in die Heimat mit bis zu zwei Euro pro Minute zu Buche schlagen. Noch viel teuer wird es bei der Internetnutzung. Also aufgepasst, wenn man täglich das Urlaubswetter nach Hause funken will. Da wählt sich das Handy genauso in ausländische Mobilfunknetze ein wie bei der Aktivierung vieler Apps. Und: Die in einem Vertrag inkludierten Freiminuten, freien SMS und Datenvolumina beziehen sich nur auf das Inland.

Seit 2012 gibt es gesetzlich ein Kostenlimit von 60 Euro: Das heißt, dass bei Erreichen dieses Betrags mobile Datendienste vom Anbieter automatisch (nach Warnung per SMS) gesperrt werden. Das ist schön und gut, aber es sollte einem klar sein, dass diese Grenze sehr rasch erreicht ist – etwa wenn Fotos oder Videos versendet werden.

Abhilfe schaffen Zusatzpakete, die alle Anbieter im Programm haben. Da die Angebote nach Datenmenge und Dauer variieren, ist ein Vergleich angebracht. Die Pakete müssen vor Urlaubsantritt gebucht werden. Der sicherste Weg, nicht in eine Kostenfalle zu tappen: auf dem Gerät, egal, ob es sich um ein iPhone oder ein Smartphone mit dem Google-Betriebssystem handelt, das Daten-Roaming deaktivieren. Das bedeutet, dass keine Anwendungen im Hintergrund aktualisiert und auch keine E-Mails empfangen werden. Am besten geht das über die Funktion „Mobile Daten“.

Wer auf E-Mails und Nachrichten in sozialen Netzwerken nicht verzichten will, kann sich auch in ein frei zugängliches WLAN einwählen. Viele Hotels bieten dieses Service inzwischen kostenlos an. Im Hotel ist WLAN durch Name und Zimmernummer verschlüsselt. Frei verfügbares WLAN (über öffentliche Hotspots) ist indes nicht so sicher. Die Gefahr, dass Fremde sich Zugang zu den Daten auf dem Smartphone verschaffen, ist groß.

Auch WhatsApp und Skype sparen Kosten. Beide Apps funktionieren über mobile Daten und können über WLAN kostenlos genutzt werden. Bei Microsofts VoIP-Service (Voice-over-IP) kann man Guthaben kaufen und jeden gewünschten Gesprächspartner über das Internet anrufen. Die Kosten sind überschaubar.

Eine gute Alternative ist, vor allem bei einem längeren Auslandsaufenthalt, der Kauf einer lokalen SIM-Karte. Man telefoniert dann wieder national, und auch das Surfen im Internet wird damit deutlich günstiger. Vor Antritt der Reise sollte man sich aber vergewissern, ob das eigene Gerät auch mit SIM-Karten anderer Betreiber kompatibel ist. Bei Mobilfunkanbietern gekaufte Smartphones haben meist eine SIM-Sperre und können daher nicht mit anderen SIM-Karten verwendet werden. Der Nachteil bei einer Wertkarte im Urlaub ist jedoch, dass man unter der eigenen Nummer nicht erreichbar ist. [ iStockphoto ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Mobil

Rübig: "Roaming ist eine konsequente Kundenvertreibung"

Der Europaabgeordnete Paul Rübig (ÖVP) hält die Abschaffung der Roaminggebühren für denkbar.
Tech

Der Dauerstreit ums Roaming

Sonne und steigende Temperaturen sind erste Vorboten für die anstehende Urlaubssaison. Doch auch die alljährliche Diskussion zum Thema Roaming zählt mittlerweile dazu.
Im Ausland mit dem eigenen Handy zu telefonieren bleibt teuer.
Mobil

Ende der Roaming-Gebühren nun doch wieder in Sicht

Das Europaparlament will eine Abschaffung. Vor 2018 soll es aber nicht passieren. Der neue Vorschlag wird aber nicht überall positiv aufgenommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.