Ökostromanbieter klagen gegen Hinkley Point

(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Auch deutsche Stadtwerke beteiligen sich an der Klage.

Wien. Die österreichische Oekostrom AG hat gemeinsam mit neun deutschen Ökostromanbietern und Stadtwerken beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gegen Subventionen für die geplante Erweiterung des britischen Atomkraftwerks Hinkley Point geklagt. Dies teilte die Oekostrom AG in einer Aussendung mit.

Lukas Stühlinger, Finanzvorstand der Oekostrom AG, rechnet mit guten Erfolgsaussichten: „Massive Subventionen für die mehr als riskante Atomtechnik sind nicht zeitgemäß und würden den europäischen Energiemarkt massiv verzerren.“ Zudem stelle die Förderung von Atomkraft „einen ganz klaren Widerspruch zu den Energie- und Klimazielen der EU“ dar.

Großbritannien soll sein Atomprojekt mit staatlichen Mitteln im Umfang bis zu 100 Milliarden Euro fördern dürfen. Zu den zehn Klägern gegen diese Subventionen gehören auch der Ökostromanbieter Greenpeace Energy mit Sitz in Hamburg und deutsche Stadtwerke, unter anderem aus Bochum, Tübingen oder Mainz. „Wir wollen die Entscheidung der EU-Kommission vom Gericht für nichtig erklären lassen, denn diese maßlosen Atomsubventionen sind aus unserer Sicht eine unrechtmäßige Betriebsbeihilfe. Diese hätte niemals genehmigt werden dürfen“, wird Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy, in einer Aussendung zitiert.

Deutschland klagt nicht

Die EU-Kommission genehmigte für das geplante Kraftwerk Hinkley Point C eine garantierte Einspeisevergütung von mehr als 92 britischen Pfund (129,87 Euro) pro Megawattstunde plus Inflationsanpassung über eine Laufzeit von 35 Jahren. Nach Angaben der Kläger ist dies das Dreifache des Marktpreises für Atomstrom. Österreich brachte beim Europäischen Gerichtshof eine Klage gegen die Genehmigung staatlicher Beihilfen für den Bau Hinkley Points ein (siehe nebenstehenden Artikel). Auch der Deutsche Bundestag hat sich mit der Frage befasst, ob Deutschland auch als Staat gegen die Pläne klagen soll, dies aber verworfen.

Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober (Grüne) warf indes die Frage auf, warum nicht auch große Energieversorger gegen die „massive Wettbewerbsverzerrung“ klagen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Curlews Numenius arquata flying into roost with Hinkley point Nuclear power station in background
Wirtschaftsrecht

Hinkley Point: Präzedenzfall in Sachen Atomkraft

Es ist selten, dass ein Mitgliedstaat den Beschluss der Europäischen Kommission bekämpft, in dem einem anderen EU-Land Beihilfen zugesprochen werden. Österreich hat es getan.
Der Bau des Atomkraftwerks im südenglischen Bridgewater ist umstritten.
Energie

Hinkley Point C: Österreich klagt vor EU-Gericht

Österreich tritt gegen die Subvention des Baus des britischen Atomreaktors Hinkley Point auf. Daher hat es am Montag eine Klage beim EU-Gericht eingebracht.
Curlews Numenius arquata flying into roost with Hinkley point Nuclear power station in background
Energie

Österreich will gegen britisches AKW Hinkley Point klagen

Die Klage sei auch eine Chance "die Kostenfrage bei Atomkraftwerken intensiver" zu diskutieren, sagte Vízekanzler Mitterlehner nach dem Ministerrat.
Tschechien, Temelin, AKW
Energie

Wiens Feldzug gegen die Kernkraft

Österreich will den Ausbau der Nuklearenergie in Europa mit Klagen eindämmen: Nach Großbritannien geht es nun gegen Tschechien. Doch ohne Atommeiler fehlte der EU ein Viertel der Elektrizität.
Gastkommentar

Völlig berechtigte Klage

Es gibt zahlreiche gute Gründe dafür, warum Österreich juristisch gegen das britische Kernkraftwerk Hinkley Point vorgeht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.