Freiheit für Roxana Saberi

Das Berufungsurteil gegen die im Iran inhaftierte US-Journalistin Roxana Saberi ist ein Indikator für die Beziehungen Irans zum Westen.

Eine junge US-iranische Journalistin wird im Jänner diesen Jahres festgenommen. Sie habe versucht, eine Flasche Wein zu kaufen, wird ihr vorgeworfen. Das ist zwar im Iran illegal, Haft rechtfertigt dies allerdings nicht. Also heißt es, sie habe ohne Akkreditierung in Teheran als Journalistin gearbeitet. Und später: Sie sei Spionin. Urteil: acht Jahre Gefängnis.

Diese Woche ergeht das Berufungsurteil: Ein Spruch, der von Journalisten in aller Welt mit Spannung erwartet wird. Denn die Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (Offenlegung: Ich bin Mitglied) hat wohl nicht ganz unrecht, wenn sie das Urteil als „Warnung an alle ausländischen Journalisten im Iran, vor allem für die Zeit vor der Präsidentschaftswahl am 12. Juni“ versteht.

Dies wäre eine dumme Strategie: Journalisten, die Teheran zum ersten Mal bereisen, sind meist positiv überrascht. Die Stadt hat eine im regionalen Vergleich lebendige Kulturszene, mutige, engagierte Journalisten, Filmemacher und Literaten. Kurz: Das Land ist besser als sein Image. Berichterstattung – auch wenn sie kritisch ist – hilft Teheran aus der Isolation.

Vermutlich haben jene recht, die das Verfahren gegen die US-Iranerin Saberi als Versuch der Torpedierung verbesserter iranisch-amerikanischer Beziehungen durch konservative Kreise sehen. Interessantes Detail dabei: Selbst Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad setzte sich zuletzt zugunsten Saberis ein. Am Urteil wird man ersehen können, wer in Teheran den Ton angibt. (Bericht: S. 4)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2009)

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