Robert Lugar: Stronachs Stehaufmann

Robert Lugar: Stronachs Stehaufmann
Robert Lugar: Stronachs StehaufmannAPA/GEORG HOCHMUTH
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Lugar übernimmt erneut die Klubführung im Team Stronach.

Eigentlich könnte man meinen, Robert Lugar hätte nach seinen zahlreichen Funktionen im Team Stronach genug von den Launen des Parteichefs. Die Versuchung des Rampenlichts war für den selbstbewussten 45-Jährigen aber offenbar doch größer, und so ließ sich Lugar am Dienstag wieder als neuer Klubobmann der mittlerweile kleinsten Parlamentsfraktion präsentieren.

Lugar weiß zumindest, was in dieser Funktion auf ihn zukommt - immerhin war er schon einmal Team Stronach-Klubobmann. Als einer der ersten Fans von Frank Stronachs politischem Projekt sorgte er vor gut drei Jahren als "wilder" Abgeordneter dafür, dass sich der Milliardär für die Kandidatur bei der Nationalratswahl 2013 das Sammeln von Unterschriften ersparte. "Das Team Stronach ist für mich ein Geschenk des Himmels", frohlockte Lugar damals.

Der gebürtige Innsbrucker hatte da schon reichlich Erfahrung mit verschiedenen Parteien, kam er doch ursprünglich über die FPÖ in die Politik, wo er Vize-Obmann des Rings freiheitlicher Wirtschaftstreibender Niederösterreichs war. 2008 zog er ins Hohe Haus ein, allerdings fürs BZÖ. Unter anderem dort fischte man dann im Herbst 2012 so lange nach Abgeordneten, bis man ohne Wahl einen Klub im Parlament zusammen hatte - und Stronach belohnte Lugar mit dem Posten des Klubobmanns. Dafür gab der gelernte Elektroinstallateur auch seine Wasseraufbereitungs-Firma auf.

Enttäuschung nach der Wahl

Der Harmonie sollte bald bittere Enttäuschung folgen. Spätestens, als Lugar kurz vor der Wahl die frühere ORF-Chefin Monika Lindner als prominente Quereinsteigerin vergraulte, indem er sie quasi als Bollwerk gegen "das System Pröll, das System Raiffeisen und auch den ORF" darstellte, galt er als Ablösekandidat. Wenige Tage nach dem Urnengang rührte der machtbewusste Stronach denn auch kräftig um und ersetzte Lugar an der Klubspitze durch seine damalige Kronprinzessin Kathrin Nachbaur, auch die Funktion des Vizeparteiobmanns nahm man ihm weg. Zusätzliche Demütigung: Nachdem er schon verkündet hatte, stattdessen Generalsekretär zu werden, musste Lugar wenige Stunden später einräumen, dass ihm auch dieses Trostpflaster doch nicht gegönnt wird.

Lugars Selbstbewusstsein und Loyalität zum Parteigründer schadete all das zumindest nach außen hin nicht. Wiewohl er sich im kleinen Kreis durchaus immer wieder ernüchtert und frustriert ob des Tohuwabohus in seiner Partei gezeigt hatte, kam es für Beobachter nicht wirklich überraschend, dass er nun die Gelegenheit beim Schopf packte und wieder in die Rolle des Klubchefs schlüpft. Schon vergangenen Herbst, als Kathrin Nachbaur bei Stronach in Ungnade fiel, brachte er sich als Nachfolger in Stellung, musste aber schließlich Waltraud Dietrich als Lösung akzeptieren.

Dem medialen Auftritt der strauchelnden Partei dürfte Lugars mangelnde Schüchternheit nach seiner ruhigen Vorgängerin wohl nicht schaden. Im Nationalrat kassiert der im persönlichen Umgang meist gut gelaunte und freundliche Mandatar auch schon mal einen Ordnungsruf, wenn er etwa die frühere Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) auf deftige Art bezichtigt, "wie ein betäubtes Faultier" auf ihrem Sessel zu verweilen. Als eifriger Vertreter des Team Stronach im Hypo-Untersuchungsausschuss poltert er ebenfalls ganz gerne und bringt damit regelmäßig so manche Kollegen und Auskunftspersonen auf die Palme.

Die Rolle im U-Ausschuss will der verheiratete Vater zweier Kinder übrigens nicht abgeben. Das bedeutet für das ehemalige Mitglied des Judo-Nationalteams freilich weniger Freizeit, die Lugar unter anderem gerne mit Sport oder den Klängen von Helene Fischer verbringt.

Biografische Daten

Robert Lugar wurde am 9. Juli 1970 in Innsbruck geboren. Lehre zum Elektroinstallateur, selbstständig in der Wasseraufbereitung. Seit 28. Oktober 2008 im Nationalrat. Verheiratet, zwei Kinder.

(APA)

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