Jeb Bush und seine republikanischen Herausforderer

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US-Präsidentenwahl 2016. Die Teilnehmer der TV-Debatte der republikanischen Bewerber stehen fest. Fox-News-Chef Roger Ailes hat seinen persönlichen Liebling noch durchgebracht.

Washington. Fünf gegenwärtige oder ehemalige Gouverneure, drei Senatoren, ein pensionierter Gehirnchirurg und Donald Trump: Am Donnerstag werden sich zehn Herren vor den Kameras des Fernsehsenders Fox News in der ersten landesweit übertragenen Debatte des gegenwärtigen Vorwahlkampfes darum bemühen, gleichzeitig den harten Kern der republikanischen Anhängerschaft wie die allgemeine amerikanische Öffentlichkeit von ihrer Tauglichkeit für das Präsidentenamt zu überzeugen.

Kandidat von Fox' Gnaden

Fox News hat die Auswahl der zehn Kandidaten, die zur Hauptsendezeit debattieren dürfen, auf der Grundlage von fünf landesweiten Meinungsumfragen anderer Organisationen sowie einer eigenen erstellt. Das brachte jenes Ergebnis, das sich Roger Ailes, der Gründer und Chef von Fox News, gewünscht hat: John Kasich, der Gouverneur von Ohio, hatte im allerletzten Moment die Nase vor Rick Perry, dem früheren Gouverneur von Texas. Das ist insofern bemerkenswert, als Kasich ein persönlicher Freund von Ailes ist. Beide stammen aus Ohio, Kasich hatte von 2001 bis 2007 eine eigene Fox-Talkshow namens „Heartland with John Kasich“; in dieser Zeit war er übrigens auch Chef der Niederlassung der im Herbst 2008 bankrottgegangenen Investmentbank Lehman Brothers in seiner Heimatstadt Columbus, Ohio. Ailes hat sich somit offensichtlich in der Frage, ob er ein unterhaltsames Fernsehprogramm mit dem bisweilen ein wenig erratischen Perry oder seinen Freund Kasich medial unterstützen will, für Letzteres entschieden.

Im Mittelpunkt der Debatte werden allerdings weder Kasich noch die beiden anderen gegenwärtigen Gouverneure, Scott Walker (Wisconsin) und Chris Christie (New Jersey), ihre ehemaligen Amtskollegen Mike Huckabee (Arkansas) und Jeb Bush (Florida), die drei Senatoren Rand Paul (Kentucky), Marco Rubio (Florida) und Ted Cruz (Texas) oder der frühere Neurochirurg Ben Carson (der einzige Schwarze der zehn) stehen, sondern der Immobilienunternehmer Donald Trump. Trump führte zuletzt überraschend alle Umfragen republikanischer Anhänger an, zumeist mit rund 20 Prozent. Das hat angesichts des stark zersplitterten Feldes an Kandidaten zwar nur eine bedingte Aussagekraft darüber, wer sich in den parteiinternen Vorwahlen durchsetzen wird, und besagt überhaupt nichts darüber, ob sich Trump im Fall seiner Nominierung bei der Wahl im nächsten November durchsetzen würde (bei anderen Umfragen sagen große Mehrheiten aller Befragten, dass sie ihn abstoßend finden).

Doch der Erfolg der anderen neun Kandidaten, sich bei der Debatte in einem guten Licht darzustellen, wird wesentlich davon abhängen, wie sie sich im Verhältnis zu Trump präsentieren. Paradoxerweise könnte das vorlaute, viele Gesellschaftsgruppen kollektiv beleidigende Auftreten Trumps besonders stark dem Präsidentensohn und -bruder Jeb Bush dienen.

Greller Trump – Bushs Chance

Er wird zwar vom Establishment der Partei unterstützt und hat am meisten Spenden gesammelt, den Ruf als Günstling einer reichen Politikerdynastie konnte er bisher jedoch nicht abschütteln. Trumps grelles Auftreten, von dem sich das Publikum am Donnerstag erneut ein Bild wird machen können, gibt Bush die Gelegenheit, als besonnener Staatsmann und Sachpolitiker zu kontrastieren.

AUF EINEN BLICK

16 Männer und eine Frau haben erklärt, Kandidat der republikanischen Partei für die US-Präsidentschaftswahl am 8.November 2016 werden zu wollen. Streng formal wird er oder sie nächstes Jahr vom Parteitag gekürt, tatsächlich aber wird nach den Vorwahlen in den Teilstaaten Iowa, New Hampshire und South Carolina klar sein, wer um den Einzug ins Weiße Haus rittern wird.

Zehn Herren stellen sich am Donnerstag in einer Fernsehdebatte des Senders Fox News erstmals einer breiteren Öffentlichkeit. Die einzige Kandidatin, die frühere Vorstandschefin von Hewlett-Packard, Carly Fiorina, ist nicht dabei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2015)

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