Ungarn baut aus Zeitnot niedrigeren Grenzzaun

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Der geplante, vier Meter hohe Zaun sollte Flüchtlinge abhalten. Ungarischen Medien zufolge soll zunächst ein 150 Zentimeter hohes Drahtgeflecht errichtet werden.

Budapest. Noch Mitte Juli hat sich die Regierung Ungarns entschlossen gezeigt, innerhalb weniger Wochen einen massiven Grenzzaun zu Serbien aufzustellen. Damit sollte dem Flüchtlingsstrom Einhalt geboten werden. Nun erscheint der vorgegebene Zeitraum (im August hätte der Zaun fertig sein sollen) doch zu knapp: Ungarischen Medien zufolge soll zunächst ein 150 Zentimeter hohes Drahtgeflecht errichtet werden, das trotz scharfer Klingen einfacher zu bezwingen ist. Im November soll dann die eigentliche, vier Meter hohe Sperre errichtet werden. Vorerst werde auch ein Teilstück, bei dem es sich um sumpfiges Gelände handelt, ausgelassen.
Der ursprüngliche Plan sah vor, auf der gesamten Länge der serbisch-ungarischen Grenze – 175 Kilometer – eine Barriere zu errichten. Beobachter und Menschenrechtsorganisationen haben Zweifel daran geäußert, dass ein Zaun die Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa tatsächlich aufhalten würde. Die Regierung wolle sich lediglich einer populistischen Maßnahme bedienen.
Ungarn gilt als Transitland für Flüchtlinge aus Krisenländern und ist oft das erste EU-Land, das die Flüchtlinge betreten. Den Dublin-Verordnungen zufolge müssten hier die Asylanträge gestellt und bearbeitet werden, aber in der Realität lässt sich das kaum umsetzen, zumal die weiteren Aufnahmeländer die Asylwerber nach Ungarn zurückschicken müssten. Erst kürzlich wurde bekannt, dass dies bisher gerade einmal in 780 Fällen geschehen ist. Ungarn hat sich in der Vergangenheit auch gegen die Rücknahme der betreffenden Flüchtlinge gestellt. (APA/red.)

(APA)

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