Die Erfolgsserie von Dominic Thiem endete nach zehn Siegen in Folge im Halbfinale von Kitzbühel. Thiem, 21, unterlag dem Deutschen Philipp Kohlschreiber 0:6, 6:7.
Über 40 Grad wurden Freitagnachmittag auf dem Center Court von Kitzbühel gemessen. Es waren extreme Bedingungen, die an jene bei den Australian Open im Jänner während des australischen Hochsommers erinnerten. Nicht nur punkto Temperatur, auch stimmungstechnisch erreichte das Turnier seinen Höhepunkt, als sich im Halbfinale Dominic Thiem und Philipp Kohlschreiber gegenüberstanden. Sportliche Duelle zwischen Österreich und Deutschland polarisieren, tausende Zuschauer waren in Erwartungen eines packenden Schlagabtauschs, der sich anfangs noch nicht einstellen wollte.
Mit 6:0 gewann Kohlschreiber den ersten Satz – Thiem wirkte müde, beging ungewöhnlich viele Fehler, die naturgemäß auch auf die Belastungen der vergangenen Wochen zurückzuführen waren. Der 21-Jährige hatte schon nach dem Viertelfinale über Konzentrationslücken geklagt. „Natürlich war ich nicht mehr ganz frisch“, gestand der Niederösterreicher, der von einem „schrecklichen Fehlstart“ sprach.
Im zweiten Satz steigerte sich Thiem, es entwickelte sich ein phasenweise hochklassiges Match. Im Tiebreak fand der ÖTV-Daviscup-Bestreiter beim Stand von 6:5 sogar einen Satzball vor, als ihm ein folgenschwerer Doppelfehler unterlief. Wenige Momente später stand Kohlschreiber als Finalist fest. „Ich habe heute hervorragend gespielt, sonst hätte ich Dominic nicht schlagen können“, jubelte der Wahlkitzbüheler, der heute im Endspiel (12.55Uhr, live in ORF Sport plus) auf den Franzosen Paul-Henri Mathieu trifft.
Ein Flug zum Nachdenken
Für Thiem endete das Heimturnier mit einer Enttäuschung, „aber irgendwann will ich dieses Turnier gewinnen, es bleibt ein Traum von mir“, betonte der Lichtenwörther, der in Kitzbühel dennoch kräftig punktete und in der Weltrangliste am Montag als 17. erstmals in den Top 20 aufscheinen wird. Zeit zur Regeneration bleibt Thiem keine, noch am Wochenende fliegt er zum ATP-1000-Event nach Montreal. „Da habe ich neun Stunden Zeit zum Nachdenken, kann den Kopf ein bisschen vom Tennis freibekommen“, stellte der Bresnik-Schützling fest.
Nach Montreal bestreitet Thiem vor den Ende August beginnenden US Open in New York noch das Turnier in Cincinnati.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2015)