Männersprache

Serie „Warum Frauen steckenbleiben“ (2/8). Sie wollen nach oben. Sie sind klug und top ausgebildet. Und trotzdem bleiben sie auf halber Strecke stecken. Diese Serie beleuchtet, warum das so ist und wie es sich (vielleicht) ändern lässt.

Zwei Kandidaten bewerben sich um ein Projekt. Sie sagt: „Ich hätte da so eine Idee...da müsste man... ich glaube... eigentlich… irgendwie...“

Er sagt: „Ich kenne das Thema von Projekt XY. So kriegen wir das in den Griff. Ich bin der Richtige dafür.“

Wer bekommt wohl den Zuschlag? Natürlich der Mann, auch wenn die Idee der Frau genial ist und der Mann bloß blufft.

Frauen kommunizieren anders. Wir können über drei Themen gleichzeitig reden und behalten locker den Überblick. Wir können aus einem Wortschwall die Essenz herausfiltern. Wir können über Sachthemen reden und gleichzeitig die Beziehung pflegen.

Männer können das nicht (wollen es auch nicht). Wenn frau will, dass mann die Botschaft ihrer Worte versteht, muss sie sprechen wie er:

  • Kurze, knappe, präzise Sätze mit höchstens einem Beistrich. Keine Konjunktive („Würdest du bitte...?“), keine Entschuldigungen („Tut mir leid“). Ich weiß, das fällt schwer.
  • Energische, tief abgesenkte Stimme. Viele Frauen verfallen unter Stress in einen hohen Rechtfertigungs- und Verteidigungstonfall. Auch das gedankliche Fragezeichen am Ende eines Satzes untergräbt die Autorität. Männer sagen alles im Brustton der Überzeugung. Genauso Frauen, die es bis an die Spitze geschafft haben.
  • Ich bin ich. „Ich leite die Abteilung“ oder „ich bin verantwortlich“ hat mehr Impact als „es gibt da so eine kleine Abteilung, um die ich mich kümmere“. Statt in Bescheidenheit üben Sie sich besser im Elevator Pitch – in zwei, drei Sätzen sich selbst und Ihre Themen vorzustellen.
  • Sagen, was Sache ist. „Mach das bitte bis ...“ ist eine klare Anweisung, „könntest du bitte so nett sein, …“ bloß eine als Frage formulierte Bitte. Wer seine Ansprüche so formuliert, wird bestenfalls als gleichrangig (wenn überhaupt) wahrgenommen. Wer oben ist, gibt Befehle.
  • Namedropping. Erzählen Sie von Ihren Kunden, Ihrem Netzwerk, von Ihren Erfolgen im Job. Männer beherrschen das hervorragend – so reden souveräne Helden. Frauen fällt es schwer („ich bin doch keine Angeberin“). Aber es wirkt.
  • Halten Sie sich mit Persönlichem zurück. Das Kind hat Mittelohrentzündung - so groß Ihre Sorge darüber auch ist, wenn Sie im Büro darüber sprechen, werden Sie auf das Muttertier reduziert. Auch der Chef vertraut abgelenkt scheinenden Mitarbeitern keine großen Projekte an. Lassen Sie niemals Persönliches fallen, das gegen Sie verwendet werden kann (ich weiß, wovon ich spreche).
  • Behalten Sie Ihre Ideen für sich. Geben Sie gute Ideen im richtigen Moment (= wenn sie ausgereift sind) und nur dem Entscheider preis. Viel zu oft haben Dritte die vertrauensvoll fallengelassenen Ideen aufgelesen und als ihre eigenen verkauft. Doch dazu mehr in der nächsten Woche.

Andrea Lehky, „Presse“-Redakteurin für die Ressorts „Arbeitswelten“ und „Management & Karriere“, deckt in den kommenden Wochen typisch weibliche Stolpersteine auf dem Weg nach oben auf. Nächste Woche: Heul mit den Wölfen

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