Hans Mahr: Der gute Onkel wird 60 Jahr alt

Hans Mahr
Hans Mahr(c) Hans Klaus Techt
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"Gerne unterschätzt" nannte die "Süddeutsche" Hans Mahr einmal. Wien schätzt ihn sehr. Der Medienmacher und Politikbegeisterte, der weniger Kontakte denn Freundschaften pflegt, feiert am Sonntag Geburtstag.

Er ist einer der treuesten Partygäste der Stadt. Er ist der längst gediente freiwillige Beobachter aller wichtigen SP-Parteitage und Entscheidungsfindungen. Er ist immer wieder im Mittelpunkt medialer Gerüchte um mögliche Neubesetzungen im ORF und anderswo. Man glaubt ihm, wenn er sagt, dass er dafür nichts tut. Oder falsch: Wir glauben es ihm nicht. Hans Mahr tut einiges dafür. Er fährt nämlich regelmäßiger als jeder andere Medienlegionär zum jeweils nächsten Flughafen, nimmt die nächste Maschine und reist nach Wien. Für eine Veranstaltung, einen Ball, einen neuen SP-Parteichef oder ein gutes Fest.

An diesem Sonntag etwa feiert Mahr selbst seinen 60. Geburtstag mit großem Freundeskreis im Kursalon Hübner. Dass dabei das gesamte Wiener Funny-Old-Boy-Network vertreten sein wird, ist klar: Wer Schmäh hat, auf eine mehr oder weniger linke politische Gesinnung stolz ist, das Leben genießen kann und das auch sagt, ist mit von der Partie des guten Onkel Hans, wie Mahr in Anlehnung an seinen einstigen Chef genannt wird. Denn Mahr hat eine Karriere hingelegt, die sowohl national als auch international etwas hermacht, sowohl den Claus Pandis als auch den Gerhard Zeilers Respekt abringen muss.

Karrierist. Selbst Faymann kann von so einem Wikipedia-Lebenslauf nur träumen: Ab 1971 ist Mahr bei der „Kronen Zeitung“, wo er im Wien-Teil und der Innenpolitik schreibt, drei Jahre leitet er das Politikressort. 1977 wird er Büroleiter beim Wiener Bürgermeister Leopold Gratz, später übernimmt der als – zu Recht! – Karrierist bezeichnete (AZ) die Öffentlichkeitsarbeit für Bundeskanzler Bruno Kreisky. Nach Kreiskys endgültigem Abschied nach Mallorca kehrt Mahr als Berater ins Haus Dichand zurück. 1985 übernimmt er die Leitung des RTL-Österreich-Büros, im Jahr darauf die des „Stern“-Büros in Wien. Im Jahr 1989 macht Dichand Mahr zum Geschäftsführer der „Kronen Zeitung“, die Einführung der „Krone bunt“ fällt in diese Zeit.

1994 geht es dann nach Deutschland, er wird Direktor Information und Sport sowie Chefredakteur von RTL in Köln. 1999 macht RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler ihn zum Stellvertreter. Zwischen März 2000 und März 2002 ist Mahr Geschäftsführer von RTL Newmedia. Im April 2006 macht sich Mahr mit seiner in Köln ansässigen Firma MahrMedia selbstständig.

Den „gerne unterschätzten Infotainmentkönig“ nannte ihn die „Süddeutsche“ einmal. In seiner neuen Funktion macht Mahr vor allem auch eins: Er reist um die Welt. So genau wüsste er selbst manchmal nicht, wo er gerade ist. Er weiß aber immer, wo seine Lebensgefährtin, die Journalistin Katja Burkard, die Töchter Marie-Therese und Katharina Anna Mila, seine Söhne Matthias, Alexander und Christof sind und was sie gerade machen. Und wer je Mahr mit seinen Kindern telefonieren gehört hat, erkennt: Der Mann kann auch am Telefon erziehen und Vater sein. Stundenlang.


Gourmet. Und noch eines weiß Mahr immer: Wo und was er gerade isst. Denn die Leidenschaft Mahrs nimmt längst professionelle Züge an, nur dass er im Gegensatz zu hauptberuflichen Gourmetkritikern auch die Restaurants in Paris gut kennt. Und vor allem die Bistros. Dabei gehört seine Leidenschaft auch dem Sport, immerhin war der Mann nicht nur RTL-Sportchef, sondern 2006 auch Manager von Ralf Schumacher.

Warum Mahr so regelmäßig nach Wien kommt? Da wäre einmal seine Wiener Familie. Neben den Verwandten sind es vor allem die vielen alten Freunde. Und sein Interesse für Politik – und nicht zuletzt für die SPÖ. Was dort passiert, will er wissen. Als ewiger Innenpolitikjournalist, als Freund der Partei. Dazu steht er, das sagt er auch ganz offen. Und dann eben das Wiener Wirtshaus, seine Liebe zum Grünauer ist legendär. Das Gerücht, er würde mit Freunden das Wirtshaus einmal übernehmen, nährt er nur zu gerne.

Es ist ein bisschen, wie wenn der in die große Stadt gezogene bekannte Sohn in sein kleines Dorf zurückkehrt, da lässt er keinen Kirtag aus, da feiert er jedes Fest mit, da lässt er sich freundlich auf jedes Gespräch ein. Über die Projekte am Balkan, in Moskau oder in Shanghai erzählt er dann gar nicht so viel, hört lieber dem Wiener Tratsch zu. Wo der Gerer jetzt kochen könne, wer im ORF die Fäden ziehe. Er lächelt dann gerne und wirkt wie einer, der gerade auf Urlaub in Wien ist. Was er im Kopf hier meistens ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2009)

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