Deutschland: Unternehmertochter entführt

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Die Geiselnehmer verlangen ein Lösegeld von über 1,2 Millionen Euro für das 17-jährige Mädchen. Die Familie will zahlen.

Wien/Dresden. Bei Meißen im ostdeutschen Bundesland Sachsen ist die 17-jährige Anneli-Marie R. zu Hause. Am Donnerstagabend gegen 19.30 verlässt sie mit ihrem Fahrrad und dem Hund den elterlichen Wohnsitz. Von dieser Gassirunde ist das Mädchen nicht mehr zurückgekehrt. Ihre Spur verliert sich bei der Ortschaft Luga. Später werden die Ermittler ihr Fahrrad am Straßenrand finden, auch der Hund des Mädchens ist lebend aufgetaucht. Von ihr selbst fehlt bisher jede Spur.

Die sächsische Polizei ist mit dem Fall Sonntagabend an die Öffentlichkeit gegangen und hat um Hinweise erbeten: Ein Foto der Gymnasiastin wurde publiziert. Sie ist 172 cm groß, schlank, hat lange, braune Haare. Am Tag ihres Verschwindens trug sie ein blau gestreiftes, helles Oberteil sowie kurze Jeans. Etwa 25 Hinweise sind nach der Veröffentlichung eingegangen, die nun von der Polizei überprüft werden. Ein Spürhund hatte die Ermittler in einen Gutshof geführt, aber die Suche ist erfolglos geblieben. Ob sich Menschen im Hof aufgehalten haben, bleibt zunächst unklar. Auch ein Wohnwagen sowie ein Waldstück in der Nähe wurden offenbar durchsucht, ebenfalls ohne Ergebnis.

„Anneli, wir vermissen dich“

Dass die Polizei in einem Entführungsfall an die Öffentlichkeit geht, hat Beobachter deswegen überrascht, weil der Schritt die Suche erschwert. Mutmaßliche Entführer könnten sich in die Enge getrieben fühlen und sich dafür an der Geisel rächen. Einer Dresdner Polizeisprecherin zufolge habe man sich aber „aus ermittlungstaktischen Gründen“ bewusst zu diesem Schritt entschieden. Weitere Details wurden nicht genannt.

Unterdessen berichtet die „Bild“-Zeitung, dass die Familie Annelis eine Lösegeldforderung über 1,2 Millionen Euro erhalten habe. Mit einem Statement hat sich die Familie an die Öffentlichkeit und an die unbekannten Entführer gewandt: „Anneli, wir vermissen Dich“, heißt es in dem Schreiben, und: „Die Entführer sollen wissen, dass wir die angezeigten Forderungen erfüllen werden, um unser Kind bald in die Arme nehmen zu können.“ Die Familie will damit ihre Bereitschaft signalisieren, auch wenn die Polizei ermittelt. Zum Schutz der Privatsphäre wolle man keinen weiteren Medienkontakt, heißt es weiter im Statement. Berichten zufolge soll es sich um eine Unternehmerfamilie handeln.

„Wir ermitteln wegen erpresserischen Menschenraubs“, bestätigte der Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft am gestrigen Montag. Rund zwei Dutzend Beamte sind rund um die Uhr mit dem Entführungsfall beschäftigt. Auch die Familie bittet: „Wer auch immer zum Wiederauffinden unserer Tochter Hinweise geben kann, wird hiermit inständig gebeten, dies zu tun.“ (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2015)

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