Chelsea Manning: Disziplinarstrafe wegen abgelaufener Zahnpasta

Demonstranten fordern die Freilassung der Whistleblowerin.
Demonstranten fordern die Freilassung der Whistleblowerin.REUTERS
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Ein Gefängnis-Disziplinarausschuss hat Chelsea Manning für ihre "Respektlosigkeit" bestraft. Die Whistleblowerin darf drei Wochen nicht in den Hof, entgeht aber einer Isolationshaft.

Der Isolationshaft konnte Chelsea Manning zwar entgehen, eine Strafe gibt es für die inhaftierte Wikileaks-Informantin dennoch. Wie Manning am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter bekannt gab, entschied ein Disziplinarausschuss des Gefängnisses Fort Leavenworth im US-Staat Kansas, dass sie drei Wochen lang nicht den Fitnessraum, die Bibliothek und den Hof der Strafanstalt benutzen dürfe.

Manning war unter anderem wegen "Respektlosigkeit" bei einer Mahlzeit Anfang Juli vor den Disziplinarausschuss gestellt worden. Damals soll sie Essen auf den Boden geworfen haben. Ein Vorwurf rührt laut Rechtsanwältin Hollander von einer Zellendurchsuchung am 9. Juli her. Damals fanden die Wärter Anti-Karies-Zahncreme in Mannings Zelle. Deren Haltbarkeitsdatum sei jedoch schon am 9. April 2015 abgelaufen - ein Verstoß gegen die Gefängnisregeln.

Zu den verbotenen Gegenständen in Mannings Besitz gehörten laut der Anwältin auch die Memoiren von Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, die "Vanity Fair"-Ausgabe mit Caitlyn Jenner auf der Titelseite sowie der US-Senatsbericht über die Folterpraktiken der CIA.

100.000 unterzeichnen Petition

Nach Mannings Einschätzung wird die Bestrafung durch die Disziplinarkommission weit über die drei Wochen heraus wirken: "Diese Verurteilungen werden mich für immer bei jeder Berufungs- und Gnadenanhörung verfolgen", kritisierte sie.

Mannings Anwalt Chase Strangio verurteilte das Disziplinarverfahren. "Niemand sollte der Androhung von Isolationshaft ausgesetzt sein, weil er über die Zustände in der Welt liest und schreibt", erklärte der Jurist. Nach Angaben ihrer Unterstützer-Website chelseamanning.org hatten fast 100.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, die sich gegen das Disziplinarverfahren gegen Manning richtete. Abgesehen von der Website kommuniziert Manning auch via Twitter-Botschaften mit der Außenwelt, die sie ihren Unterstützern am Telefon diktiert.

Armeedokumente an Wikileaks

Die als Mann mit dem Namen Bradley Manning bekannt gewordene Informantin hatte während der Stationierung im Irak hunderttausende Armeedokumente sowie Depeschen der US-Diplomatie von Militärrechnern heruntergeladen und der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Nach eigenen Angaben wollte Manning eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen. Im Mai 2010 wurde der damalige Obergefreite auf einem Stützpunkt nahe Bagdad festgenommen, im August 2013 wurde Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt.

Nach der Verurteilung hatte Manning angekündigt, sich ab sofort Chelsea zu nennen und als Frau leben zu wollen. Im April vergangenen Jahres genehmigte ein US-Gericht ihre Namensänderung. Im Februar erlaubte die US-Armee der 27-Jährigen dann auch eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsumwandlung.

(APA/Reuters)

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