Der gescheiterte Versuch des Wissenschaftsministers, aus CERN auszusteigen: ein Lehrbeispiel dafür, wie man Politik nicht macht.
Ein Wissenschaftsminister tritt vor die Öffentlichkeit und verkündet einen Entschluss, der die Forschungslandschaft einschneidend ändern wird: Das passiert nicht alle Tage, auch nicht alle Jahre. Vor elf Tagen ist es passiert: Da hat Johannes Hahn verkündet, dass Österreich seine Mitgliedschaft beim europäischen Forschungszentrum CERN beenden soll.
Das hat er sich gewiss gut überlegt, der Minister, denkt in so einem Fall der arglose Staatsbürger: Das wurde gewiss mit den Ministerkollegen abgesprochen, mit dem Koalitionspartner, mit wesentlichen Repräsentanten der eigenen Partei, da haben sicher auch eingehende Beratungen mit Vertretern der betroffenen Wissenschaft – der Physik – stattgefunden, da hat sich das Ministerium über alle finanziellen und wissenschaftlichen Folgen des Ausstiegs informiert, den zu erwägen ja an sich kein Sakrileg ist.
Anscheinend ist nichts davon geschehen – und der Aufschrei der Betroffenen hat den Minister völlig unvorbereitet getroffen, genauso wie die Querschüsse von Regierungs- und Parteikollegen. In eine ähnlich heillose Lage hatte sich unlängst Hahns Kollegin Claudia Schmied mit ihrem genauso ungeplanten Vorstoß zur Lehrerarbeitszeit manövriert: Dabei ist schließlich nichts herausgekommen, nur die Stimmung war bei allen Beteiligten danach schlechter. Ähnlich geendet hat nun Hahns unbeholfener Versuch, aktive Wissenschaftspolitik zu machen. Mit einem Unterschied: Ihn hat der Kanzler offen desavouiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2009)