Nach Sinkflug: Europas Börsen beruhigen sich

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Obwohl die asiatischen Börsen auch vergangene Nacht weiter zu kämpfen hatten, schalten die europäischen Handelsplätze vorerst auf Erholung.

Trotz weiterer Kurseinbrüche an der chinesischen Börsen sind die Börsen in Europa auf Erholungskurs gegangen. Die Leitbörsen in Europa schlossen am Dienstagvormittag nach der jüngsten Börsentalfahrt deutlicher fester. Der Euro-Stoxx-50 verbesserte sich um 4,69 Prozent auf 3.217,64 Zähler aber notiert er noch immer so tief wie im Jänner. Der ATX in Wien gewann 3,62 Prozent. Auch die US-Börsen setzten am Dienstag zur Gegenbewegung an. Gegen 18.40 Uhr gewann der Dow Jones Industrial Index um die zwei Prozent und hat damit schon einen Großteil der Vortagesverluste wieder wett gemacht.

Am Vormittag veröffentlichte Zahlen aus Deutschland dürften ebenfalls etwas gestützt haben. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im zwischen April und Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Das Geschäftsklima wiederum hat sich im August etwas aufgehellt.

Sorgen um die chinesischen Konjunktur hatten am Montag weltweit die Anleger in einen Panik-Modus versetzt. Bis auf die weiter schwachen Märkte in Shanghai und Tokio etabliert sich an den Weltbörsen am Dienstag eine Beruhigung. Dass die Zentralbank in Peking nach dem abermaligen Kursrutsch in China überraschend ihre Geldpolitik lockerte, sorgte zusätzlich für Erleichterung.

Negative Grundstimmung

Zwar stünden die Chancen recht gut, dass sich die europäischen Börsen trotz des fortgesetzten Kursrutsches in China zunächst stabilisierten, sagte Marktanalyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets UK. Sollte sich aber die negative Grundstimmung am Aktienmarkt in dem kommenden Tagen nicht ändern, drohten weitere Verluste.

Angesichts der Konjunktursorgen blickten die Anleger am Dienstagvormittag mit Spannung auf die Daten zum Ifo-Geschäftsklima. Der Index legte im August leicht von 108 auf 108,3 Punkten zu und überraschte damit viele Konjunkturexperten, die einen Rückgang erwartet hatten. Auch die Stimmung der US-Konsumenten hat sich im August unerwartet deutlich verbessert. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen stieg auf 101,5 Punkte von 91,0 Zählern im Vormonat, wie das Institut Conference Board am Dienstag unter Berufung auf seine Umfrage mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 93,4 Punkten gerechnet.

Notenbank in Peking senkte Zinsen

Im Kampf gegen fallende Aktienkurse und eine Abschwächung der Konjunktur hat die chinesische Zentralbank die Zinsen gesenkt. Der Leitzins werde um 0,25 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent herabgesetzt, teilte die Zentralbank am Dienstag überraschend in Peking mit. Um zu verhindern, dass sich das Wachstum weiter abbremst, hatte Chinas Zentralbank im laufenden Jahr bereits mehrfach den Geldhahn weiter aufgedreht.

Volkswirt Andrew Polk vom Forschungsinstitut Conference Board in Peking wertete die Zinssenkung in China auch als Ausdruck von Panik. "Das ist ein großer Knall." Damit wolle die Notenbank auch auf die Stimmungslage am Markt in den vergangenen zwei Tagen eingehen.

Einem Einbruch der chinesischen Börsen am Montag von acht Prozent war am Dienstag ein Minus von sieben Prozent gefolgt. Die Zentralbank hatte die weltweiten Finanzmärkte bereits vor rund zwei Wochen mit einer Abwertung der Landeswährung in Aufruhr versetzt. Die Volksrepublik erhofft sich dadurch Vorteile im Welthandel. Denn durch die Abwertung werden chinesische Waren im Ausland billiger. Das Wachstum in China lag zuletzt bei nur noch sieben Prozent - das ist so wenig wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

(APA)

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