Voestalpine-Chef Eder muss Umsatzziel nach unten korrigieren

Austrian steel group Voestalpine CEO Eder adjusts his glasses during a news conference in Vienna
Austrian steel group Voestalpine CEO Eder adjusts his glasses during a news conference in ViennaREUTERS
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Der Verfall der Rohstoffpreise dämpft die Erwartungen für den Linzer Stahlkonzern. Die Verkaufserlöse sollten sich bis 2021 auf rund 20 Mrd. Euro nahezu verdoppeln.

Der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine kippt sein mittelfristiges Umsatzziel. "Schon alleine aufgrund des enormen Verfalls der Rohstoffpreise in den letzten Jahren werden wir den Umsatz nach unten korrigieren müssen", sagte Konzernchef Wolfgang Eder in einem heute, Mittwoch, veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher wollte das Unternehmen bis zum Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende März) die Erlöse von zuletzt 11,2 auf 20 Mrd. Euro steigern.

Wichtiger als der Umsatz sei ohnehin, dass die Rentabilitätsziele erfüllt werden, sagte Eder. "Die Ebitda-Marge von 14 Prozent könnte schon etwas früher als 2020/21 erreicht werden", sagte der Manager. 2014/15 lag sie bei 13,7 Prozent.

Baubeginn für China-Werk nicht zu halten

Der Stahlkonzern stellt angesichts der jüngsten Turbulenzen in China seine Pläne für ein neues Edelstahlwerk in dem Land auf den Prüfstand. "Das Werk ist weiterhin eine Option, die weitere Vorgehensweise müssen wir uns aber in aller Ruhe ansehen", sagte Konzernchef Eder.

Der für 2015 geplante Baubeginn für das rund 140 Mio. Euro teure Werk sei jedenfalls nicht mehr zu halten. Eigentlich wollte die voestalpine die Anlage bis Ende 2017 zusammen mit dem chinesischen Gießereiunternehmen Kocel in Yinchuan in Zentralchina errichten. Dort sollen Edelstahlprodukte für die chinesische Auto- und Konsumgüterindustrie sowie den Maschinenbau hergestellt werden. Möglich sei, dass nun ein anderer Standort ins Auge gefasst werde, sagte Eder.

Schlechte Konjunkturdaten nährten zuletzt die Sorge, dass China sein heuriges Wachstumsziel von sieben Prozent verfehlen könnte - es wäre die geringste Steigerungsrate seit einem Vierteljahrhundert. "Kurz und auch mittelfristige Verwerfungen gibt es immer wieder", sagte Eder. An den Plänen, bis 2020 zehn neue Werke in China zu errichten, werde der Konzern nicht rütteln. "Nur weil es jetzt vielleicht zwei, drei Jahre Probleme gibt, verlasse ich nicht fluchtartig einen langfristig strategisch wichtigen Markt." Derzeit beschäftigt das Unternehmen an 24 Standorten dort 2.200 Mitarbeiter.

Keine Sorge um Autobauer

Auch eine Nachfrageeinbruch der Autobauer, für die China einer der wichtigsten Märkte ist, befürchtet Eder nicht. Vor allem in Europa brummen die Geschäfte. "Wir kommen mit der Produktion kaum nach", sagte der Konzernchef. Nach Gesprächen mit Hauptkunden in den vergangenen Tagen, erwartet er jedenfalls bis Jahresende keine Änderung des Abnahmeverhaltens. Die Automotive-Sparte steuert mit einem Umsatz von knapp 4 Mrd. Euro gut ein Drittel zu den Gesamterlösen bei. Die voestalpine erzeugt etwa Bleche für Karosserieteile von Autos und beliefert die großen deutschen Hersteller. Zudem ist sie Weltmarktführer bei Eisenbahnweichen.

Obwohl Autobauer wie BMW oder Audi in China derzeit eine schwächere Nachfrage spüren, bangt der voestalpine-Chef nicht um seine Geschäfte. "Im Moment sind wir durch nichts betroffen, das China-Geschäft läuft wie geplant." Auch wenn die Autobranche deutliche Abstriche machen müsse, sei die Produktion für die nächsten zwei Jahre abgesichert.

(APA)

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