Hamilton bei 40. Sieg so gut wie nie

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Funktionäre machten überlegenen dritten Monza-Triumph zwar zum "Zittersieg", Mercedes-Engländer aber derzeit in eigener Liga - Jetzt jagt er sogar Senna

Auch 2015 könnte Monza für Lewis Hamilton die große Wegkreuzung zum WM-Titel in der Formel 1 gewesen sein. Im Vorjahr hatte er sich mit einem Sieg zurück ins WM-Rennen gebracht und war danach Weltmeister geworden. Diesmal verließ der Mercedes-Star Monza nach einer Glanzleistung mit gleich 53 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Nico Rosberg, dessen Ausfall vorentscheidend gewesen sein könnte.

Auch wenn in den verbleibenden sieben Rennen noch 175 Punkte zu holen sind, wie Motorsportchef Toto Wolff in Monaco sofort vorrechnete und festhielt, dass für Hamilton auch nach dem siebenten Sieg im zwölften Rennen auf dem Weg zum bereits dritten WM-Titel noch nichts gewonnen sei: Passiert Rosberg noch ein Ausfall, ist der Zug wohl endgültig abgefahren. So einen Vorsprung noch aus der Hand zu geben, dafür ist Hamilton mittlerweile zu abgebrüht.

Das war nicht immer so gewesen. Denn in seiner letzten McLaren-Zeit war der launische und vom frühen ersten WM-Titel - 2008 als damals jüngster Fahrer - etwas verwöhnte Brite eher ein Jammerer gewesen, der oft die Schuld bei anderen gesucht hatte. Heute tritt er als selbst ernannter "Anführer" auf, dokumentiert mit einer mächtigen Adler-Tätowierung am Hals sowie markigen Sprüchen. Selbst seine langjährige Beziehung zu Nicole Scherzinger hat Hamilton aufgegeben, um sich ganz auf sich und die WM konzentrieren zu können.

In Monza lieferte Hamilton eines seiner besten Rennen überhaupt ab. Er gewann alle drei Trainings, erzielte Pole, gewann das Rennen inklusive schnellster Runde und führte vom ersten bis zum letzten Kilometer. Das war mehr als der "Grand Slam", das war eher schon ein "Royal Flush". "Es war", so Hamilton selbst, "ein perfektes Wochenende. So ein gutes Auto wie diesen Sonntag hatte ich noch nie, so etwas habe ich noch nicht erlebt."

Die Fans und die Weltpresse verbeugten sich jedenfalls vor der Großtat des britischen Champions. Im 50. Rennen für Mercedes holte er nach der siebenten Pole in Folge seinen 40. Grand-Prix-Sieg. Nur noch einer fehlt ihm nun auf Idol Ayrton Senna. Grund ist nicht zuletzt das überlegene Mercedes-Auto. "Hamilton fährt mit einer Hand am Lenkrad lächelnd zum Sieg. Während er seine Runden dreht, kann er sich sogar die Bäume im Park von Monza anschauen", schrieb etwa die spanische Zeitung "As" am Montag.

Dass es für den "derzeit Unschlagbaren" (Niki Lauda) am Ende dennoch ein "Zittersieg" wurde, lag an der eigenwilligen Vorgangsweise der Renn-Stewards. Nach den Problemen von Spa waren die Reifen in Monza besonders unter der Lupe. Prompt hatten die FIA-Ordnungshüter vor dem Start einen vermeintlich zu geringen Luftdruck in Hamiltons linken Hinterreifen gemessen und mit der Bekanntgabe dessen mitten im Rennen für viel Unruhe gesorgt.

Erst zweieinhalb Stunden nach Rennende wurde Hamilton als klarer Sieger vor dem Ferrari von Sebastian Vettel bestätigt. Da war das Fahrerlager schon fast leer. Man ersparte sich damit zumindest die Peinlichkeit, einen Ferrari-Sieg in Monza ohne Zuschauer feiern zu müssen.

Denn auch die meisten Tifosi waren da längst beim Abendessen statt im Autodromo Nazionale. Vettel hätte damit ohnehin wenig Freude gehabt, obwohl auch Ferrari neue Motoren beim großen Heimspiel in die Schlacht geworfen hatte. "Meine Gefühle entsprechen dem Podium. Das war der beste zweite Platz meines Lebens", sagte der neuerdings nun ebenfalls zweifache Papa Vettel nach seinem ersten Ferrari-Rennen in Monza.

So blieb Rosberg, eine Woche nachdem er erstmals Vater geworden war, der Pechvogel beim Europa-Abschied der Formel 1. Schon im Training ging sein nagelneuer Mercedes-Motor kaputt. Während Hamilton mit der neuen Rakete unschlagbar war, war der Deutsche mit dem alten Ersatz-Aggregat, das am Ende sechs Rennen und fast 3.700 Kilometer auf dem Buckel hatte, schon im Qualifying chancenlos. Zwei Runden vor Rennschluss ging die Maschine des auf Platz drei liegenden Deutschen dann endgültig in Rauch auf.

Doch Rosberg hat sich an seine Stehaufmännchen-Rolle gewöhnt. "Dieses Wochenende war wirklich verbockt. Ich hatte keine Chance, um den Sieg mitzukämpfen, und hinsichtlich WM war das ein Schritt in die falsche Richtung", sagte der 30-jährige Vizeweltmeister, gab sich aber trotzdem kämpferisch. "Aufgeben kommt nicht infrage", versprach der Deutsche.

Als Hamilton zum Sieger erklärt wurde, war auch Rosberg schon auf dem Weg zurück nach Monaco zu Frau und Tochter. "Jetzt freue ich mich echt auf die Kleine", betonte der Sohn des finnischen Ex-Weltmeisters Keke Rosberg.

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