Kommt die US-Zinswende doch früher?

Janet Yellen And Christine Lagarde Speak At Institute For New Economic Thinking Conference
Janet Yellen And Christine Lagarde Speak At Institute For New Economic Thinking Conference(c) Bloomberg (Andrew Harrer)
  • Drucken

Gute Arbeitsmarktdaten könnten die Fed schon kommende Woche an der Zinsschraube drehen lassen.

Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als würde die mäßig laufende Konjunktur die US-Zinswende auf frühestens Jahresende verschieben. Zuletzt mehren sich aber wieder die Hinweise, dass Fed-Chefin Janet Yellen doch schon in der kommenden Woche an der Zinsschraube drehen könnte. Genährt wurden solche Spekulationen in der abgelaufenen Woche durch überraschend gute US-Arbeitsmarktdaten, die den Schluss zulassen, dass die Wirtschaft des Landes bereits robust genug für einen ersten Zinsschritt ist.

Ein Zinsschock ist ohnehin nicht zu erwarten. Beobachter gehen davon aus, dass die Notenbank, so sie denn überhaupt schon tätig wird, zuerst einmal eine eher symbolische Handlung setzt: Der Leitzinssatz, der derzeit mit „0,25 bis 0 Prozent“ festgelegt ist, könnte auf 0,25 Prozent fixiert werden.

Anleger sollten trotzdem darauf achten, denn die Weichenstellung hat jedenfalls Auswirkungen auf die diversen Wertpapiermärkte. Immerhin wird es sich um die erste Zinserhöhung seit neun Jahren handeln. Von 2006 an hatten die US-Leitzinsen nämlich nur eine Richtung – die nach unten – gekannt.

In der kommenden Woche dürften sich die Verwerfungen nach der erwarteten Mini-Anhebung in Grenzen halten. In den Anleihemärkten ist dieser Schritt weitgehend eingepreist, hatte Bloomberg in der Vorwoche berichtet. Auch die Aktienmärkte, die den Fed-schritt ja auch seit Langem erwarten, werden wohl keine größeren Wellen schlagen. Grundsätzlich machen steigende Zinsen Dividendenpapiere aber weniger attraktiv, was sich mittelfristig schon bemerkbar machen wird.

Unter Experten herrscht freilich noch keine Einhelligkeit darüber, ob die Märkte und die US-Konjunktur für einen Zinsschritt schon reif beziehungsweise robust genug sind. Der Chefvolkswirt der Weltbank hat beispielsweise in der Vorwoche gewarnt, die Weltwirtschaft sei noch nicht stabil genug für einen solchen Schritt. Dieser würde zwar keine Krise, aber doch kräftige Turbulenzen auslösen.

Auch der Internationale Währungsfonds hatte kürzlich vor einer Zinsanhebung gewarnt und gemeint, es gebe noch genug Flexibilität, um abzuwarten. In der Fed selbst sind zuletzt freilich auch Stimmen laut geworden, die die Sinnhaftigkeit des Nullzinses anzweifeln. Der Chef der Fed of St. Louis hatte beispielsweise die These aufgestellt, dass Geldschwemmen in Zusammenhang mit Nullzinsen das Gegenteil dessen erreichen, was damit beabsichtigt sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.