Willkommen in den 1970er-Jahren! Mit der Wahl von Jeremy Corbyn zum Parteichef hat die britische Labour-Partei eine scharfe Linkswendung genommen und sich zurück in die Vergangenheit katapultiert.
An die Stelle von Designeranzügen und wirtschaftsfreundlichem PR-Sprech treten jetzt Vollbart, Schlabberjackets und altlinke Parolen. Das ist der Todesstoß für New Labour von Tony Blair.
Die gute Nachricht: Wenigstens gibt es jetzt eine glaubwürdige Alternative zu den Tories. Keiner kann mehr sagen, dass sich jede Partei in die Mitte quetscht. Corbyn will die Sozialleistungen erhöhen, Bahn, Post und Energieversorger verstaatlichen, den Sparkurs stoppen. London soll aus der Nato austreten und die Atomwaffen abschaffen. Ein echtes Gegenprogramm. Nur wie er sich zum EU-Referendum verhält, ist noch unklar.
Die schlechte Nachricht: Labour wird für viele Wähler keine Alternative mehr sein. Man muss über das Establishment schon ziemlich frustriert sein, um sich von Konzepten überzeugen zu lassen, die schon vor Jahrzehnten nicht funktioniert haben. Dazu ist David Cameron noch nicht lang genug an der Macht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2015)