Quer zu den Schichten

Hausgeschichte. Internationale Kunst im Gemeindebau, in dem Ateliers Tradition haben:
Hier arbeiten Eleonor und Ernst Friedrich in Stille wie in Expression.

Kunst an einem Ort, an dem man sie nicht gleich vermutet: Die Ateliers von Eleonor und Ernst Friedrich befinden sich im Gemeindebau – im Fuchsenfeldhof in Wien Meidling. Zwei unterschiedliche Raumszenarien für zwei sehr gegensätzliche Künstlerpersönlichkeiten, die seit Langem auch in ihrem Werk eng miteinander verbunden sind. Eleonor Friedrich arbeitet in einem Atelier im Erdgeschoß, das schon durch dessen große Raumhöhe auf den Besucher wirkt: „Dies war einmal ein Bildhaueratelier“, erklärt die Malerin. Große Blöcke brauchten Platz und mussten einfach zu transportieren sein.

Subtil und wild

Die Kunstwerke, die heute hier entstehen, sind vom Format her kleiner, in der Aussage subtiler, von internationalem Rang. Vieles, was der Künstlerin in die Hände kommt, wird anverwandelt: Die Hüte und Fächer aus Reispapier, die sie bemalt hat, stammen von einer Reise nach Vietnam. Die Schlieren, Schraffen und Farbflecken auf dem Tisch mitten im Raum sind auch eine Verlängerung der Arbeit, die auf ihm stattfindet. In dem Schubladenkasten liegen Bilder, abstrakt, mit Texturen auf vielschichtigem Untergrund. An den Wänden hängen aktuelle Werke, stillere Alleingänge sowie expressivere, gemeinsam mit ihrem Mann Ernst Friedrich und dem Londoner Künstler Andrew Stewart, mit dem sie beide seit Jahren enorme Produktivität verbindet.
Meist entstehen diese Bilder in der gleichen Reihenfolge: Ernst Friedrich beginnt mit einer grafischen Struktur, Andrew Stewart, der oft in Wien ist, lässt wilden Gestus hinzukommen, Eleonor Friedrich greift in beide Schichten ein. Demnächst werden Bilder im Foyer des exklusiven Wohnhauses Am Kaiserforum als Mobile installiert, zuletzt war eine Serie farbiger Stelen und großer Bilder in der Karl- Borromäus-Kirche auf dem Wiener Zentralfriedhof zu sehen.
Während Eleonor Friedrich gern ruhig und allein in ihrem Atelier arbeitet, gehen die beiden anderen Maler gern in der Nacht ans Werk – in einer anderen Ecke des Gemeindebaus, ganz oben. Ernst Friedrichs Atelier ist das Gegenstück zu Eleonors. Es zeigt das Bild eines Sammlers, der jeden Winkel (aus)füllt: Gläser mit Pinseln, Schachteln mit Landkarten, Partituren und alte Geldscheinen, die Eingang in Collagen finden, tibetische Gebetsketten. Musik, oft Jazz, flutet durch dieses Ambiente, Licht fällt durch einen Fensterkranz herein. Man fühlt sich an die ursprüngliche Idee erinnert, dass ein Gemeindebau einst nicht nur günstigen, komfortablen Wohnraum schaffen sollte, sondern auch den Anspruch hatte, die Kunst aus elitären Umfeldern herauszulösen. So entstanden seit den Zwanzigerjahren in den großen Wiener Gemeindebauten nicht nur Bibliotheken (nebst Waschräumen und später Kindergärten), sondern auch Ateliers, die an akademische Künstler nach offizieller Bewerbung vergeben wurden.
Den Weg zu den beiden Ateliers muss man erst einmal finden. Dieser monumentale Gemeindebau ist zwar auf einem rechteckigen Grundriss angelegt, aber in sich verschachtelt und, anders als viele Bauten später, mit dekorativen Elementen gestaltet. Als einer der ersten wurde der Fuchsenfeldhof im Roten Wien in den Jahren 1922 bis 1925 realisiert. Sein Pendant, in der Längenfeldgasse gegenüber – der Reismannhof – wurde ebenfalls von Hermann Aichinger und Heinrich Schmid geplant, zwei gut Beschäftigten in dieser Ära. Und in den beiden Höfen erhob sich 1934 auch politischer Widerstand, es wurde kurz gekämpft. Seine soziale Funktion hat der Gemeindebau nicht verloren, neuerdings plant die Stadt Wien wieder, welche zu errichten. Die Ateliers sind nach wie vor bei Künstlern sehr begehrt.

Personen und Ort

Eleonor und Ernst Friedrich sind nach vielen Jahren in Paris und Helsinki in Wien wohnhaft und stellen international aus. Permanent ist etwa die Installation am Karlsplatz in der Ostpassage. Demnächst werden Arbeiten im Am Kaiserforum installiert. Sie arbeiten mit dem britischen Künstler Andrew Stewart zusammen.
Der Fuchsenfeldhof ist einer der frühesten Gemeindebauten Wiens – erste Planungen erfolgten bereits 1915.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.