Nach Kohl-Beichte: Milram will Team-Arzt loswerden

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Der deutsche Radrennstall Milram strebt eine Trennung von seinem Mannschaftsarzt Marc Schmidt an. Dieser wurde von Kohl vage belastet. Der Arzt bestreitet, in Dopingpraktiken verwickelt zu sein.

Der deutsche Radrennstall Milram strebt eine Trennung von seinem Mannschaftsarzt Marc Schmidt an. "Er ist jetzt von der Arbeit freigestellt. Wir versuchen, uns aufgrund eines möglichen Imageschadens von ihm zu trennen", sagte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch Schmidt hatte gemeint, es sei besser für ihn und Milram, "wenn sich nun die Wege trennen". Er bestritt aber, in Dopingpraktiken verwickelt gewesen zu sein und reagierte damit auf Äußerungen des gedopten Tour-Dritten Bernhard Kohl. Der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) sagte Schmidt jedoch, er sei "am Boden zerstört".

Der Niederländer van Gerwen erklärte, dass die Angelegenheit "beim Anwalt" liege, der die Modalitäten der Vertragsauslösung ausarbeite. Nach Kohls TV-Auftritt am Montagabend war Schmidt vom Milram-Team vorsorglich von der Bayern-Rundfahrt abgezogen worden. Der Mediziner betonte gegenüber der "Thüringer Allgemeine" (Mittwoch), er habe keine Dopingmittel besorgt, weitergeleitet oder selbst verabreicht. Ein teamgesteuertes Doping beim einstigen Gerolsteiner-Team, für das er zuvor tätig war, habe es "definitiv nicht" gegeben. Gegen ihn selbst seien bisher weder von Sportlern noch von Dritten Vorwürfe erhoben worden, erklärte er.

Schmidt war von Kohl in der ARD-Sendung "Beckmann" vage belastet worden. "Wenn ein Arzt eins und zwei zusammenzählen kann, weiß er, dass diese Leistung nicht ehrlich zustande kommt", hatte der des Dopings überführte Niederösterreicher gesagt, aber die Frage nicht kommentiert, ob Schmidt Mittäter oder Mitwisser gewesen sei. Schmidt meinte dazu, er könne durchaus eins und eins zusammenzählen. "Wenn ich nichts sehe und beweisen kann, kann ich auch nichts sagen", erklärte er jedoch.

Kohl habe schon vor dem Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de France eine stetige Leistungssteigerung gezeigt. "Ich kann nicht jeden Athleten nur wegen seiner herausragenden sportlichen Leistungen des Dopingmissbrauchs verdächtigen", sagte Schmidt. "Um einen Verdacht zu äußern, bedarf es belastungsfähiger Beweise. Diese konnten bis Ende der Tour de France nicht erbracht werden." Erst danach sei es möglich gewesen, das Blutdopingmittel Cera nachzuweisen.

(Ag.)

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