Separatistenmehrheit auch nach der Zerschlagung der Terrororganisation ETA.
Madrid. Es könnte der Todesstoß für die baskische Terrororganisation ETA gewesen sein, die jahrzehntelang einen Bombenkrieg gegen Spanien geführt hatte: Das spanische Innenministerium bestätigte, dass nun die ETA-Führung zerschlagen worden wäre. In einem gemeinsamen Einsatz mit der französischen Polizei waren in Südfrankreich die letzten beiden ETA-Chefs festgenommen worden.
„Das kommt praktisch der Sterbeurkunde für ETA gleich“, sagte Spaniens Innenminister, Jorge Fernández Díaz. Die Terrorgruppe, welche mit Gewalt ein unabhängiges Baskenland durchsetzen wollte, stand schon länger mit dem Rücken an der Wand. Dies hatte vermutlich dazu beigetragen, dass die ETA vor knapp vier Jahren, im Oktober 2011, „das definitive Ende der bewaffneten Aktivität“ verkündete. Im Februar 2014 versprach sie dann, einen Teil ihrer Waffen unschädlich zu machen.
Griff nach Frankreich
Doch ganz auflösen wollte sich die Terrorbewegung nicht. Offenbar bekam die Polizei, welche auch nach dem Friedensversprechen nicht locker ließ, dieser Tage Wind von einem Treffen der ETA-Führung in dem südfranzösischen Pyrenäendorf Saint-Étienne-de-Baïgorry. Die Ortschaft, in der die ETA-Chefs David Pla (40) und Iratxe Sorzabal (43) verhaftet wurden, liegt nahe der spanischen Grenze.
Auch ohne ETA wird aber der Separatismus in der Baskenregion fortleben: Inzwischen hat sich eine Mehrheit einen unabhängigen Baskenstaat auf die Fahnen geschrieben. Dazu sollen die drei spanischen Baskenland-Provinzen Guipúzcoa, Vizcaya und Álava, das Nachbargebiet Navarra sowie die angrenzende französische Baskenregion im Département Pyrénées-Atlantiques gehören. (rs)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2015)