VW-Dieselskandal erreicht die deutsche Bundesliga

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Experten rechnen mit einen Rückgang der Sponsoren-Ausgaben. Der VW-Werksclub Wolfsburg erwartet keine Auswirkungen.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen könnte auch Folgen für die deutsche Fußball-Bundesliga haben. Experten gehen davon aus, dass der Konzern, einer der größten Sponsoren des deutschen Fußballs, seine Ausgaben für das Sportmarketing wegen drohender Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe auf den Prüfstand stellen wird.

"Sie werden jetzt danach suchen, Kosten zu drücken - und da wird unvermeidlich der Sport ins Blickfeld rücken", sagt Simon Chadwick, Professor für Sportmarketing der Coventry University. Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler schätzt, dass VW für das Sportmarketing mindestens einen sehr hohen dreistelligen Millionenbetrag ausgibt, das Gros davon für den Fußball. Dem Konzern gehört nicht nur der VfL Wolfsburg. Die Tochter Audi ist an Bayern München beteiligt. Insgesamt 16 Fußball-Clubs - vom Aufsteiger FC Ingolstadt über den Hamburger SV und Schalke 04 bis zum Zweitligist Eintracht Braunschweig - werden unterstützt.

"VW unterstützt so viele Klubs wie kein anderes Unternehmen", sagt Andre Bühler, Direktor des Deutschen Instituts für Sportmarketing. "Wenn es einem Unternehmen nicht gut geht und es in finanzielle Schwierigkeiten gerät, dann stehen Marketing-Ausgaben immer ganz oben auf der Streichliste." Beim Sportmarketing seien Verträge allerdings in der Regel langfristig angelegt, da komme man nicht so schnell heraus. "Aber wenn es darum geht, auslaufende Verträge zu verlängern, könnte schon einmal die Reißleine gezogen werden", erwartet Bühler.

Fußballfan Winterkorn

Der weltgrößte Autobauer hat eingeräumt, bei Tests die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen manipuliert zu haben. Weltweit sind davon elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Aufgedeckt wurde der Skandal in den USA, allein hier droht dem Konzern eine Geldstrafe von bis zu 18 Milliarden Dollar. Der zurückgetretene Konzernchef und bekennende Fußballfan Martin Winterkorn hatte das Sponsoring in den vergangenen Jahren stark gepusht - auch gegen den Widerstand seines Aufsichtsrates Ferdinand Piech.

Der VfL Wolfsburg, auf dessen Trikots das VW-Emblem prangt, erhält nach Expertenschätzung bis zu 100 Millionen Euro jährlich aus der Betriebskasse. Einen Ausstieg beim Vize-Meister und Pokalsieger können sich die Experten aber nicht vorstellen. "Das werden die nicht so schnell aufgeben", ist sich Marketingexperte Bühler sicher. "Denn das ist auch ein Instrument im Standortmarketing. Im Kampf um talentierte und hoch qualifizierte Mitarbeiter kann das ein Pluspunkt sein."

Vom VW-Konzern gibt es momentan keine offiziellen Aussagen zu den möglichen Folgen für den VfL im speziellen und für das Sportsponsoring des Konzerns im allgemeinen. Gedanken macht man sich natürlich beim VfL, wenngleich man zu beschwichtigen versucht. "Ich bin ziemlich überzeugt, dass es da keine Veränderungen geben wird", erklärte Geschäftsführer Klaus Allofs am Donnerstag.

Heikle Megatransfers

Allofs ist nach eigener Aussage im engen Austausch mit VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz. Der sitzt im VW-Vorstand und ist wie Winterkorn großer Fußball-Fan. Seit Winterkorn 2007 VW-Chef wurde, stieg auch die Unterstützung für den Wolfsburger Bundesligisten kontinuierlich an. Der VfL wurde erst in Winterkorns Amtszeit hundertprozentige VW-Tochter. Im Konzern bestand bisher ein breiter Konsens über die Fußball-Förderung. "Ich bin sicher, dass das nicht personenbezogen ist", sagte auch Allofs.

Ob der VfL Wolfsburg auch künftig unter dem Winterkorn-Nachfolger als Werbeträger für den Konzern angesehen wird, bleibt trotz Allofs' Äußerungen unklar. Noch ist nicht abzusehen, wie groß die Umstrukturierung der VW-Führungsebene letztlich ausfällt. Ob der VfL-Geldgeber angesichts der schweren VW-Krise weiter großzügig Mega-Transfers wie allein in diesem Jahr für Andre Schürrle (geschätzt 32 Millionen Euro) und Julian Draxler (geschätzt 35 Millionen Euro) absegnet, ist ebenso unklar.

Fußballer sind Bestverdiener

Denn sollte VW angesichts der Krise gezwungen sein, Personal abzubauen, könnten die Kosten zurückgefahren werden. "Neben dem Vorstand sind die Fußballer die bestbezahlten Angestellten", sagt Bühler. Der Belegschaft und auch Aktionären dürfte nur schwer zu vermitteln sein, warum die Kicker ungeschoren davon kommen sollen. "Was in guten Zeiten als Imageträger funktioniert, wandelt sich in Krisenzeiten schnell ins Gegenteil", warnt auch NordLB-Analyst Frank Schwope.

Bühler zufolge steht und fällt das Engagement im Sportbereich mit dem künftigen Konzernchef: "Am Ende ist es eine strategische Entscheidung des neuen Vorstandsvorsitzenden." Winterkorn soll übrigens auch nach dem Rücktritt im Aufsichtsrat des FC Bayern bleiben.

(APA/dpa/Reuters)

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