Jeder zehnte Arbeitnehmer hat sechste Urlaubswoche

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Symbolbild UrlaubAPA/dpa/Christian Charisius
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Im Jahr 2014 arbeiteten 351.000 Österreicher über 25 Jahre im selben Betrieb. Seit vier Jahren ist die Zahl rückläufig.

Die sechste Urlaubswoche - momentan Zankapfel in der Herbstlohnrunde der Metaller - schafft derzeit rund jeder zehnte Arbeitnehmer. 351.000 unselbstständig Erwerbstätige wiesen 2014 eine Betriebszugehörigkeit von 25 oder mehr Jahren auf. Das sind 9,8 Prozent der insgesamt 3,57 Millionen unselbstständig Beschäftigten, geht aus einer Sonderauswertung hervor.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) schloss einen Alleingang der Regierung zur Einführung der sechsten Urlaubswoche aus. Würden sich die Sozialpartner darauf einigen, würde die Regierung dies aber übernehmen, ließ er im Pressefoyer nach dem Ministerrat wissen.

Seit 2010 ist die Zahl jener, die aufgrund ihrer langen Betriebszugehörigkeit Anspruch auf die sechste Urlaubswoche haben, rückläufig. Vor fünf Jahren arbeiteten noch 362.700 Menschen 25 Jahre oder länger in einem Betrieb. Auch der Anteil an allen unselbstständig Erwerbstätigen war damals mit 10,5 Prozent noch höher. Seitdem ist er sukzessive gesunken, auf 10,3 Prozent 2011, dann auf 10,0 2012 und 9,9 Prozent 2013.

Dabei würde die demografische Entwicklung - Stichwort Überalterung der Gesellschaft - erwarten lassen, dass anteilsmäßig auch immer mehr Arbeitnehmer in den Genuss der sechsten Urlaubswoche kommen. Im langjährigen Vergleich zeigt sich aber, dass der Anteil der Arbeitnehmer, die 25 oder mehr Jahre für einen Betrieb arbeiten, um die 10-Prozent-Marke pendelt.

2005 niedrigster Anteil

Den niedrigsten Anteil gab es 2005 mit 9,2 Prozent. Damals hatten laut der Statistik von 3,26 Millionen Erwerbstätigen nur 301.500 Anspruch auf die zusätzlichen fünf Urlaubstage. 2006 gab es einen Anstieg auf 10,1 Prozent, 2008 rutschte der Anteil wieder unter 10 Prozent auf 9,9 Prozent, während er 2009 wieder auf 10,4 Prozent stieg.

In absoluten Zahlen ergibt sich innerhalb von zehn Jahren ein Anstieg um 46.700 Anspruchsberechtigte: Arbeiteten 2004 an die 304.300 Arbeitnehmer 25 Jahre oder mehr in einer Firma, waren es im Vorjahr 351.000. Den höchsten Anstieg gab es zwischen 2005 und 2006 mit einem Plus von fast 35.000 Arbeitnehmern mit Anspruch auf die sechste Urlaubswoche.

Die Aushebung basiert auf der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria und ist eine Hochrechnung, sie unterliegt daher einer statistischen Schwankungsbreite von rund vier Prozent. Werte mit weniger als 4.000 Personen sind laut der Statistikbehörde nicht mehr interpretierbar und Werte unter 8.000 Personen bereits stark zufallsbehaftet. Vergleichbare Zahlen gibt es nur bis 2004, da es damals eine umfassende Umstellung in der Erhebung gab.

Sechste Woche nach 25 Jahren im gleichen Betrieb

Derzeit steht die sechste Urlaubswoche nur jenen Beschäftigten zu, die 25 Jahre in ein und denselben Betrieb arbeiten. Gewerkschaften und auch die SPÖ in ihrem industriepolitischen Papier fordern deshalb die sechste Urlaubswoche für Alle nach 25 Jahren Arbeitszeit, unabhängig davon, ob diese bei einem oder mehreren Arbeitgebern erbracht wird.

Die Unternehmen wiederum beklagen die Mehrkosten, die dadurch auf sie zukommen würden. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, nannte sie im Frühjahr gar eine "Schnapsidee". Politisch ist die sechste Urlaubswoche schon seit längerem auf dem Tisch. ÖAAB-Chefin und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sagte 2014, die Betriebszugehörigkeit dürfe beim Urlaubsanspruch "keine Rolle mehr spielen". Laut Statistik Austria verbringen die Österreicher im Schnitt rund neuneinhalb Jahre in einem Betrieb - ein Wert, der sich seit 2004 kaum veränderte.

Vergangene Woche hatten die Vorgespräche zum neuen Kollektivvertrag (KV) der Metaller wegen der zusätzlichen Urlaubswoche im Eklat geendet. Der Fachverband der Maschinen und Metallwarenindustrie (FMMI) teilte mit, er habe die Gespräche unterbrochen, da der Industrie eine "seriöse Entscheidungsbasis für einen KV-Abschluss fehlt". "Sollte etwa die als vereinbart kolportierte 6. Urlaubswoche tatsächlich ausgeweitet werden, hätten die bereits schwer unter Druck geratenen Betriebe der Branche beträchtliche Mehrkosten zu stemmen."

Klarheit vor Verhandlungen

Der FMMI verlangte von den Regierungsparteien und den Gewerkschaften Klarheit zu den Rahmenbedingungen, bevor die Verhandlungen fortgesetzt werden könnten. Bei SPÖ und ÖVP blitzte der Verband aber ab. Kollektivvertragsverhandlungen seien Sache der Sozialpartner, da mische sich die Politik nicht ein, hieß es etwa von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Im Wirtschaftsministerium von Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kannte man am Montag die Terminanfrage des FMMI noch nicht.

Damit ist offen, ob - wie geplant - am kommenden Montag die erste offizielle Verhandlungsrunde der Metaller startet. Die Arbeitnehmervertreter erhöhen jedenfalls heute, Dienstag, mit einer bundesweiten Betriebsrätekonferenz in Wien den Druck auf die Arbeitgeber. In der Wiener Stadthalle werden mindestens 1.000 Betriebsräte erwartet. Eine Betriebsrätekonferenz ist die unterste Eskalationsstufe im Arbeitskampf. Als nächste Stufe würden Betriebsversammlungen in den Unternehmen folgen.

Thema dürfte die sechste Urlaubswoche auch in Bad Ischl nächsten Montag und Dienstag sein. In dem oberösterreichischen Kurort steht am 5. und 6. Oktober das traditionelle Treffen der Spitzen der Sozialpartnerschaft auf dem Kalender. Offizielles Tagungsthema ist die digitalisierte Arbeitswelt.

(APA)

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