"Schlussstrich": Tatar verlässt Wiesen, nimmt vier Festivals mit

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Wiesen(c) Katrin Nussmayr
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Die Vertragskündigung der Bogner Veranstaltungs GmbH habe ihn "überrascht", so Ewald Tatar. Vier seiner Festivals, darunter "Two Days A Week", werden 2016 woanders fortgeführt.

Die Zusammenarbeit von Konzertveranstalter Ewald Tatar und der Familie Bogner in Wiesen ist Geschichte. Nachdem bereits ein neuer Veranstalter den Medien präsentiert worden war - "Die Presse" berichtete - habe er über das Wochenende den Entschluss gefasst, dass er die Kooperation nicht mehr weiterführen werde, gab Tatar am Dienstag bekannt: "Für mich ist ein Schlussstrich gezogen", erklärte er in Eisenstadt. Er habe vor einigen Wochen ein E-Mail von der Bogner Veranstaltungs GmbH bekommen, dass man seinen Vertrag kündigen wolle - "aus wirtschaftlichen Gründen", schilderte Tatar und betonte: "Meine Firma, die Pescadero GmbH, hat einen gültigen Vertrag mit Wiesen, daran hat sich nichts geändert."

Wirtschaftliche Gründe seien "absurd"

Der Schritt habe ihn "überrascht", weil es bis dahin keine Anzeichen dafür gegeben habe. "Aus wirtschaftlichen Gründen den Vertrag zu kündigen, ist meiner Meinung nach absurd", meinte Tatar, der am Dienstagnachmittag auf Facebook eine lange Stellungnahme veröffentlichte. Gerade heuer sei "ein starkes Jahr für Wiesen" gewesen: "Wir haben um 35 Prozent mehr Besucher gehabt", auch der Absatz bei Bier und alkoholfreien Getränken sei "bis zu doppelt so stark" wie im Vorjahr gewesen.

Er habe dann ein Telefonat geführt, um nachzufragen, was dies zu bedeuten habe. Dabei sei er "zum Teil nur angebrüllt" worden, "dass man mich beziehungsweise meine Festivals in Wiesen nicht mehr haben will". Aus den Medien habe er erfahren, "dass ich vertragsbrüchig geworden bin", erzählte Tatar. Er habe dazu aus Wiesen "weder ein Wort gehört noch gelesen". Er sei "natürlich nicht" vertragsbrüchig, stellte er fest: "Ich kenne meinen Vertrag und ich weiß, was ich getan habe", sagte Tatar.

Auf dreimalige schriftliche Bitten seinerseits um ein klärendes Gespräch sei "bis dato kein Wort zurückgekommen". Im Hinblick darauf, wie man mit ihm nach 25 Jahren Zusammenarbeit umgegangen sei, habe er sich überlegt: "Was möchte ich mir gerichtlich erkämpfen?" Doch er sei zum Schluss gekommen: "Aus Undankbarkeit wird keine Dankbarkeit mehr, egal wie's ausgeht."

"Ich muss auch niemandem was beweisen", meinte Tatar. Er habe sich entschlossen, mit den Festivals Lovely Days, Two Days a Week, Harvest of Art und der Nova Jazz und Blues Night aus Wiesen wegzugehen. "Ich werde die Festivals definitiv weiterführen", kündigte er an. Er wolle versuchen, mit einem Teil im Burgenland zu bleiben.

Tatar: Heuer 300.000 in Wiesen investiert

"Das Absurde an dem Ganzen" sei, dass er heuer in Wiesen noch 300.000 Euro investiert habe. Die damit getätigten Aufbauten seien mittlerweile wieder weg, nachdem man ihn dazu aufgefordert hatte, sie "so schnell wie möglich" zu entfernen.

Er müsse auch mit sich selbst hart ins Gericht gehen, sagte Tatar: Er habe "einfach nur im Glauben an die Zukunft" viel Geld investiert - "ich habe diesen Step ohne Sicherheiten gemacht". In Zukunft werde er sich doppelt und dreifach überlegen, solche Schritte wieder zu setzen. Eine Rückkehr nach Wiesen schloss Tatar definitiv aus.

Die neuen Spielorte für die Festivals will Tatar bald bekannt geben, die Termine für 2016 gebe es bereits: Das Harvest of Art und die Nova Jazz und Blues Night sollen - an getrennten Spielstätten - am 8. Juli stattfinden, das Lovely Days Festival am 9. Juli und das Two Days a Week Festival soll nach derzeitiger Planung am 4. und 5. August über die Bühne gehen.

Bogner will sich nicht zu der Causa äußern

Franz Bogner von der Bogner Veranstaltungs GmbH wollte sich am Dienstag gegenüber der APA nicht zu der Causa äußern. Der künftige Partner sei jedenfalls Arcadia Live, so Bogner.

Facebook-Posting von Ewald Tatar:

Wiesen: This Is The End!

Um es gleich vorwegzunehmen: obwohl ich mit meiner Firma einen rechtsgültigen Vertrag hätte, auch weiterhin Veranstaltungen in Wiesen durchzuführen, habe ich mich dazu entschlossen zwischen mir und der Familie Bogner (Eigentümer Festgelände Wiesen) einen Schlussstrich zu ziehen.

Ich habe mir einfach die Frage gestellt, was ich denn eigentlich gerichtlich erreichen möchte. Weder wird Unwahrheit zur Wahrheit, noch schärft sich das Bewusstsein für Dankbarkeit und Undankbarkeit. Vielmehr wird das gerichtliche Verfahren dem Standort Wiesen durch die dann bestehende Rechtsunsicherheit zusätzlich massiv schaden. Das hat Wiesen als Standort und seine Besucher nicht verdient. Dass die Bogner Veranstaltungs GmbH Jahrzehnte lang von meinem Engagement, meiner Risikobereitschaft und meinem Know-how profitiert hat, ist unumstritten und man findet es nach fast 25 Jahren der Zusammenarbeit nicht mal der Mühe wert, ein klärendes Gespräch zu führen.

Mir wurde einzig und allein gesagt, dass man mich und meine Festivals in Wiesen nicht mehr sehen will. Und weiters, dass ich all meine Gelände-Investitionen, die ich heuer getätigt habe, ab- und rückzubauen habe. Einfach nur absurd, aber so die Forderung. All das (Hände am Zeltdach, Stahlplatten, VIP Einrichtung, beleuchtetes Eingangsportal etc..) wird nun für andere, sinnvollere Zwecke verwendet.

Ich muss aber auch mit mir hart ins Gericht gehen. Nach so vielen Jahren in dem Geschäft nur auf blindes Vertrauen hin über EUR 300.000 ohne weitere Sicherheiten zu investieren ist einfach nur dämlich, weil man eben ganz simpel nur an die Sache und Zukunft glaubt, bedarf ebenfalls keines weiteren Wortes mehr. smile emoticon man lernt nie aus.

Ein Spruch, den ich sehr mag, heißt, man sieht sich immer zweimal im Leben. Wiesen hat mich bereits zweimal gesehen: in meinen Anfängen und als ich 2007 erneut begann, die Festivals dort wiederzubeleben und damit dem Unternehmen & der Spielstätte wahrscheinlich das Überleben gesichert habe. Ein drittes Wiedersehen gibt es für mich nun definitiv nicht mehr.

Aus den Medien durfte ich erfahren, dass man nun mit dem mehrheitlich deutschen Unternehmen Arcadia Live mit Sitz in Wien ab sofort zusammenarbeiten werde. Ich möchte hier aber keinesfalls diesem Unternehmen dessen Kompetenz absprechen. Und für das Lob auf ihrer Website, Wiesen sei „vielmehr der Inbegriff für gute Musik und Festivals der Extraklasse“ möchte ich mich bedanken. Es gibt zumindest interessanterweise aus dieser Richtung Anerkennung, habe ich diese Spielstätte doch die letzten 20 Jahre geprägt wie kein anderer. Dieses Nest wurde jeden Falls von mir gut vorbereitet.

Ich bedanke mich nun bei allen Besuchern, die in den letzten Jahren unsere Festivals in Wiesen besucht haben und uns die Treue gehalten haben und dies hoffentlich auch an den neuen Spielstätten weiter so halten werden. Ich kann hier bereits mitteilen, dass Festivals wie das Lovely Days, Harvest Of Art, Two Days A Week oder Nova Jazz & Blues Night an anderen Orten weitergeführt werden. Einzelkonzerte, die in Wiesen bereits geplant waren, wurden ebenfalls bereits verlegt. Weiters bedanke ich mich auch sehr bei allen Mitarbeitern, auch jenen in Wiesen und allen Helfern, welche mich und uns so großartig unterstützt haben.

Hier auch noch die voraussichtlichen Festivaltermine für 2016:
8.Juli - The Nova Jazz & Blues Nights Festival
9.Juli – Lovely Days Festival
9.Juli – Harvest Of Art Festival
4.-5.August – TWO DAYS A WEEK Festival

Danke für's Interesse und die Aufmerksamkeit,
Ewald Tatar

(APA)

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