Die Schuldfrage wird nie geklärt werden

Solange Russland nicht Teil der Untersuchungskommission sein, wird es nie eine Klärung der Schuldfrage geben.

Es war also eine Buk-Rakete. 15 Monate hat es gedauert, bis dieser schon lange vermutete Absturzgrund der Boeing 777 der Malaysia Airlines nun offiziell bestätigt wurde.

Doch was nun? Russland blockiert ein UNO-Tribunal über die Schuldfrage, die immer noch offen ist. Es werden also weiterhin die Niederlande, das Land mit den meisten Opfern und die Ukraine, die sich mit Russland im Dauerclinch befindet, die Untersuchungen vorantreiben. Alle Ergebnisse werden von Russland angezweifelt werden.

Selbst die fast schon harmlose Erkenntnis der niederländischen Ermittler über den Absturzgrund, lässt Russland nicht einfach so stehen. Der russische Rüstungskonzern Almas-Antej legt eigene Erkenntnisse vor, die belegen sollen, dass die Buk-Rakete von ukrainischem Gebiet abgefeuert wurde.

Die niederländischen Ermittler haben aus gutem Grund darauf verzichtet, einen Abschussort anzugeben. Durch diesen diplomatischen Schachzug sollte es Russland schwerer fallen, zumindest den Absturzgrund Buk anzuzweifeln. Es sollte der kleinste gemeinsame Nenner sein. Auch wenn der Vorsitzende des niederländischen Sicherheitsrates, Tjibbe Joustra in Interviews durchaus von Anzeichen spricht, dass die Rakete in einem Gebiet abgefeuert wurde, das die Rebellen kontrollierten.

Die Schuldfrage wird nie ad acta gelegt werden können. Es wird keinen Schuldigen vor welchem Gericht auch immer geben, solange Russland sich nicht an einem internationalen Ermittlungsteam beteiligt - eine Illusion. Eine Vermittlerrolle könnte hier Malaysia einnehmen, das in den Ukraine-Konflikt nicht direkt involviert ist.

Für die Angehörigen der Opfer ist mit dem heutigen Tag nur eines Gewissheit. Nach der Detonation haben alle Insassen der Boeing inerhalb von Sekunden das Bewusstsein verloren. Sie wurden von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen - sinnlos und ohne Konsequenzen für die Verantwortlichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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