Deutsche Bank: Umbaupläne gefallen den Investoren

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Ihr neuer Chef lässt kaum einen Stein auf dem anderen, mehrere Topmanager müssen gehen. Auf dem Markt kommt das gut an: Die Aktie stieg um mehr als drei Prozent.

Frankfurt. Die Pläne zum Konzernumbau bei der Deutschen Bank kommen bei den Anlegern gut an: Mit einem Plus von über drei Prozent auf 26,87 Euro war die seit Monaten dahindümpelnde Deutsche-Bank-Aktie Montag um die Mittagszeit größter DAX-Gewinner.

Deutsche-Bank-Chef John Cryan „scheint tatsächlich keinen Stein auf dem anderen zu lassen“, schrieb LBBW-Analyst Ingo Frommen in einem Kommentar. Er zeige, dass er es mit dem Umbau der Bank ernst meine. Der Konzern erhalte „den Zuschnitt einer Großunternehmenskundenbank, wie ihn auch andere Wettbewerber haben“.

Nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Sonntag in Frankfurt hatte das größte deutsche Finanzinstitut seine Umbaupläne bekannt gegeben: Die Sparten werden anders zugeschnitten, die Führungsgremien neu geordnet, einige Topmanager verlassen die Bank. Der seit Juli amtierende neue Chef Cryan löste mit 1. Juli Anshu Jain an der Führungsspitze der Bank ab. Kochef Jürgen Fitschen bleibt noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 im Amt, ehe der Brite allein das Ruder übernimmt.

Im Mittelpunkt des Konzernumbaus steht das Investmentbanking, es wird in zwei Bereiche aufgeteilt. Weitere Veränderungen betreffen etwa die Vermögensverwaltung. Der erweiterte Vorstand, das Group Executive Committee, werde ebenso aufgelöst wie zehn der 16 Vorstandsausschüsse, hieß es.

Neues Sparprogramm

Am 29. Oktober wird Cryan die – von Jain geerbte – neue Konzernstrategie vorstellen, die abermals mit einem milliardenschweren Sparprogramm einhergehen wird. Der Verkauf der auf das Massengeschäft ausgerichteten Postbank und die Verschlankung des verbleibenden Privatkundengeschäfts wurden bereits im Frühjahr beschlossen. Seit diesem Wochenende ist auch klar, dass es in den Deutsche-Bank-Filialen künftig eine enge Verzahnung zur Betreuung der besonders betuchten Klientel geben soll: Dieser Bereich wandert von der Vermögensverwaltung zum Privatkundengeschäft. Der dafür zuständige Vorstand, Christian Sewing, der erst seit Jahresbeginn im Führungsgremium sitzt, wird damit gestärkt.

Die verbleibende Vermögensverwaltung soll sich um institutionelle Anleger und das Fondsgeschäft kümmern und bekommt dafür einen Experten von Blackrock an die Spitze gesetzt: Quintin Price. Verlierer der Neuausrichtung sind die bisherigen Chefs der Vermögensverwaltung und des Investmentbankings, Michele Faissola und Colin Fan, die beide abtreten. Auch der langjährige Finanzchef Stefan Krause ist nicht mehr dabei. Der bislang für das operative Geschäft zuständige Henry Ritchotte verliert seinen Vorstandsrang und soll für den Konzern in anderer Funktion eine neue Digitalbank aufbauen. Personalvorstand Stephan Leithner wechselt zum Finanzinvestor EQT.

Postbank-Kauf war Fehlgriff

Cryans harter Aufräumkurs gilt auch als schonungslose Abrechnung mit allen Chefs der Deutschen Bank, die seit Ende der 1990er-Jahre das Heil des Konzerns im Investmentbanking sahen. Cryan schrieb den gesamten immateriellen Firmenwert auf die US-Bank Bankers Trust ab, durch deren Übernahme 1999 die Deutsche Bank erst eine globale Größe im Kapitalmarktgeschäft wurde. Das Investmentbanking ließ die Gewinne der Bank bis zur Finanzkrise in ungeahnte Höhen schießen, doch die Erfolgsgeschichte basierte zum Teil auf unsauberen Geschäftspraktiken – siehe Libor-Skandal. Auch die Postbank-Übernahme mitten in der Finanzkrise erwies sich als teurer Fehlgriff. Der Plan, damit ein zweites starkes Standbein auf dem Heimmarkt zu schaffen, ging nicht auf. (Reuters/APA/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2015)

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