Ski alpin: Weltcup schockiert von Fenninger-Out

(c) AFP (PHILIPPE DESMAZES)
  • Drucken

Das Saisonende von Anna Fenninger ist in Sölden Thema Nummer eins. Teamkolleginnen und Konkurrentinnen sind fassungslos.

Der Schock nach Anna Fenningers schwerer Knieverletzung, die ihr die Chance raubt, zum dritten Mal nacheinander den Ski-Gesamt-Weltcup zu gewinnen, ist im Damen-Fahrerlager am Donnerstag noch tief gesessen. Quer durch die Bank sprachen Teamkolleginnen, Konkurrentinnen und Betreuer in Sölden ihr Mitgefühl aus und schickten Genesungswünsche. "Es werden sie alle vermissen", war Lara Gut überzeugt.

Während Fenningers verhängnisvollen Trainingslauf am Mittwoch standen Eva-Maria Brem und dahinter Michaela Kirchgasser am Start. Brem wartete schon auf das Freizeichen, stattdessen kam aber plötzlich das Stoppsignal. Danach war die Situation erst einmal unklar. "Ich hab zuerst gedacht, dass ein Trainer gestürzt ist", erzählte Kirchgasser. Nachdem klar war, dass es ihre Teamkollegin und Freundin erwischt hat, "war es natürlich schwer, wieder ins Training einzusteigen."

"Das ist extrem bitter. Anna ist eine meiner besten Freundinnen. Als ich davon erfahren habe, war das ein riesiger Schock", hatte auch die Schweizerin Gut am Tag nach dem Unglück noch nicht in ihren normalen Modus zurückgefunden. "Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr, wenn sie wieder zurückkommt."

Vonn "ging es ähnlich"

"Wenn du selber schon eine Verletzung gehabt hast, geht das nicht spurlos an dir vorüber", ließ Brem die Momente nach Fenningers Sturz Revue passieren. "Man fühlt dann automatisch mit. Man weiß, weiß, was sich im Athleten abspielt. Und man, weiß wie das für die Mama ist und den Freund zu Hause , die dann den Anruf kriegen." Dennoch müsse man solche Ereignisse letztlich aber ausblenden. "Das ist das, was du als Leistungssportler machen musst, um erfolgreich zu sein."

Sich in Fenninger besonders gut hineinversetzen kann Lindsey Vonn. "Ich weiß, wie sie sich jetzt fühlt. Das ist wirklich unglücklich, dass so etwas so kurz vor dem Saisonstart passiert. Mir ist es kurz vor den Olympischen Spielen (2014 in Sotschi; Anm.) ähnlich gegangen", sagte die US-Amerikanerin, die am Donnerstag in Sölden erstmals seit dem im Sommer erlittenen Knöchelbruch wieder ein reguläres Skitraining absolvierte.

2013 hatte sich die Speed-Königin innerhalb eines Jahres zweimal das Kreuzband im rechten Knie gerissen, den Kampf um das Comeback musste sie knapp vor Olympia aufgeben. Fenninger sei aber wie sie selbst eine Kämpfernatur, sagte die seit kurzem 31-Jährige. "Ich weiß, dass sie niemals aufgeben wird."

Der mentale Faktor

Fast irrwitziges Verletzungspech musste auch Tina Weirather in ihrer Karriere bisher durchstehen. Die Liechtensteinerin hat sich unter anderem dreimal das Kreuzband gerissen, stand kurz vor dem Karriereende. "Der Sport, den man so liebt, kann gleichzeitig so schrecklich sein. Eine Sekunde kann alles von dir nehmen", sagte die 26-Jährige, die selbst immer weitergekämpft habe. Ihre Knie seien mittlerweile wieder voll hergestellt. "Da steckt zwar viel Arbeit dahinter, aber das Gefühl ist perfekt", versicherte Weirather.

"Das Knie wird wieder. Wenn die Patellarsehne ausgeheilt ist, ist sie auch wieder stark genug", meinte auch Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber. "Nina Ortlieb, die Tochter von Patrick Ortlieb, hat eine ähnliche Verletzung gehabt und ist wieder zurückgekommen. Aus meiner Sicht ist der mentale Faktor die größere Challenge als das Körperliche."

"Jetzt heißt es, brav Therapie machen", machte Kirchgasser Fenninger Mut. "Das ist ein Prozess, du musst dich immer wieder neu herantasten. Das braucht seine Zeit. Sie hat das schon 2007 durchgemacht, als es sie in Tarvis geschmissen hat (Fenninger erlitt damals einen Riss des Syndesmosebandes; Anm.). Aber es ist sicher die erste große schwere Verletzung. Der Weg zurück wird hart, den wird sie aber sicher meistern."

Dass die Salzburgerin während der Abwesenheit ihrer Landsfrau noch mehr als Führungsfigur innerhalb der ÖSV-Damen für die jungen Athletinnen gefragt sein wird, ist ihr bewusst. "Für mich ist es interessant zu sehen, ob ich da irgendwie eine Lücke schließen kann."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

PK OeSV : ANNA FENNINGER
Wintersport

Fenninger nach Verletzung "psychisch angeschlagen"

Ski-Weltcup-Gesamtsiegerin Anna Fenninger hat die erste Nacht nach der Knieoperation gut überstanden, die Rehabilitation beginnt.
YEARENDER 2015 MARCH
Wintersport

Fenninger-Sturz: Die Härte des Rennsports

Anna Fenninger fällt nach einem Trainingssturz mit einer schweren Knieverletzung für die gesamte Saison aus. Der ÖSV hat nun im Damenteam ein Problem: Wer gewinnt die Rennen?
YEARENDER 2015 MARCH
Wintersport

Nach Fenninger-Sturz: "Das ist richtig brutal"

Anna Fenninger hat sich beim Riesentorlauftraining in Sölden nach einem Sturz einen Kreuzbandriss zugezogen. Die Saison ist damit vorzeitig beendet.
�SV-EINKLEIDUNG: FENNINGER/HIRSCHER
Wintersport

Ski alpin: Neustart im Schatten der Zugpferde

Der Saisonstart in Sölden rückt Hirscher & Fenninger in den Mittelpunkt. ÖSV-Youngsters können ohne Druck fahren, so Hans Pum.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.