Lewis Hamilton: Popstar, Selbstdarsteller, Weltmeister

Motorsports FIA Formula One World Championship WM Weltmeisterschaft 2015 Grand Prix of United Stat
Motorsports FIA Formula One World Championship WM Weltmeisterschaft 2015 Grand Prix of United Stat(c) imago/HochZwei (imago sportfotodienst)
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Nach seinem dritten WM-Titel wird Lewis Hamilton in einem Atemzug mit Ayrton Senna genannt. Der eigenwillige Brite, 30, ist ein Segen für seinen Sport, auf und abseits der Rennstrecke.

Austin/Wien. Nach dem Gewinn seines dritten WM-Titels verneigt sich die Formel-1-Welt einmal mehr vor Lewis Hamilton. Mit dem Triumph in Austin, Texas, seinem 43. insgesamt, ist der Brite drei Rennen vor Saisonende nicht mehr einzuholen. Der aktuell beste Pilot im schnellsten Boliden ist ein Segen für den Motorsport, Hamilton ist der personifizierte Glamourfaktor der Formel 1. Er trägt sein Vermögen gern zur Schau: Goldkette, Brillanten, Protz-Autos, Privatjet. Hamilton lebt seinen American Dream.

Enkel eines Einwanderers aus Grenada in der Karibik, erster dunkelhäutiger Fahrer in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse, erfolgreichster Pilot Großbritanniens. Für Bernie Ecclestone ist er spätestens nach dem dritten WM-Titel in der Riege der fünf besten Piloten angekommen. „Er macht einen fantastischen Job, aus meiner Sicht außerhalb des Autos sogar noch einen besseren als im Wagen.“ Hamilton ist der perfekte Botschafter der PR-Maschinerie.

Nichts hätte besser in die Karriere des am 7. Jänner 1985 in Stevenage (England) geborenen Hamilton passen können als seine Krönung in den USA. Eigens für den Grand Prix trug er in Austin mitunter eine Kappe mit Stars und Stripes auf der Schirmunterseite. Hamilton weiß, wie man die Medienorgel bespielt. Mit Hollywoodstars ist Hamilton auf Du und Du. Vor dem entscheidenden Grand Prix im verregneten Texas entspannte er beim Surfen im sonnigen Miami. Seine Anhänger – über 3,3 Millionen Fans bei Facebook und Twitter – hält Hamilton dabei stets auf dem Laufenden, ob am Klavier, mit seinen geliebten Hunden Roscoe und Coco oder mit Stars und Sternchen, Promis und Profis weltweit.

Hamilton hat den dauerhaften Drang zur Selbstinszenierung. Ein Gewinn für einen Sport, bei dem die Hauptdarsteller die meiste Zeit ihren Kopf unter einem Helm verstecken (müssen). „Die Fans wollen Menschen, kein Metall. Und was Lewis macht, ist großartig fürs Geschäft“, bemerkte der Chef des USA-Grand-Prix in Austin, Bobby Epstein.

Aus Freunden wurden Feinde

Hamilton wirkt seit Langem unerschütterlich. Als er in Monaco durch eine taktische Panne von Mercedes den Sieg seinem Teamkollegen Nico Rosberg überlassen musste, verschwand er kurz. Keine Unbeherrschtheit, Hamilton hatte sich trotz sichtlicher Enttäuschung im Griff. „Er ist einer der Besten, die im Moment da draußen fahren“, attestierte ihm in Austin auch sein Widersacher Nico Rosberg. Viel mehr wollte der Mercedes-Teamkollege nicht zum Thema Hamilton und dessen Einordnung in der Formel-1-Historie sagen. Die einstigen Freunde aus gemeinsamen Kart-Zeiten haben sich entzweit. Noch bevor sie in Austin nebeneinander auf dem Podest standen, hatte Rosberg Hamilton eine Sponsorenkappe sichtlich verärgert wieder zurückgeworfen.

Der Deutsche kritisierte auch das grenzwertige Manöver des Weltmeisters in der ersten Kurve. „Mein Teamkollege versucht, mich verhungern zu lassen. Dass er in mich reinfährt, ist ein Schritt zu viel für mich.“ Die Rennleitung hatte den Vorfall nicht einmal untersucht – und Hamilton ließ der Vorfall ohnehin kalt. Er genoss lieber den „größten Moment“ seiner Karriere. „Für mich war es immer das Ziel, wie Ayrton Senna drei Mal Weltmeister zu werden.“

Der dritte Titel hat ihn nun auch statistisch zu einem der besten Fahrer der Formel-1-Geschichte gemacht. Nur neun anderen Piloten gelang es bisher, drei und mehr Titel zu holen, Rekordchampion ist Michael Schumacher mit sieben Erfolgen. (red./ag.)

GP VON AUSTIN

1. Hamilton (GBR) 1:50:52,703
2. Rosberg (GER) + 2,85
3. Vettel (GER) +3,381

WM-STAND (NACH 16 VON 19 RENNEN)

1. Hamilton 327 Punkte
2. Vettel 251
3. Rosberg 247

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2015)

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